Bologna gedachte gestern, Dienstag, am 25. Jahrestag des Bombenanschlags auf den Bahnhof der Stadt der 85 Todesopfer, die dieses Attentat gefordert hatte. Vizepremierminister Giulio Tremonti wurde von den Teilnehmern ausgepfiffen und beschimpft.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Um 10.25 Uhr am 2. August 1980 war im Wartesaal des Bahnhofes eine Bombe explodiert und hatte 85 Menschen in den Tod gerissen und mehr als 200 verletzt.
In acht Prozessen zwischen 1988 und 1994 wurden drei Neofaschisten als materielle Täter zu lebenslänglichen Haftsstrafen, bzw. 30 Jahren Haft verurteilt. Weitere Freiheitsstrafen wurden wegen Irreführung und Verschleierung gegen einige Geheimdienstleute und den umstrittenen Chef der Geheimloge P2, Licio Gelli, verhängt. Die vermuteten Hintermänner des Anschlags wurden jedoch nie ausgeforscht und vor Gericht gestellt. Die Opfer und ihre Angehörigen mussten bis zum Vorjahr auf eine Entschädigungsregelung warten.
Erst vor wenigen Tagen hat der frühere Staatspräsident Francesco Cossiga, der zum Zeitpunkt des Anschlags Ministerpräsident war, betont, er halte die verurteilten Neofaschisten nicht für die Täter. Cossiga meinte, es gebe eine Spur zum internationalen Terrorismus mit arabischem und deutschem Hintergrund. Diese These wird von den damaligen Untersuchungsbehörden zurückgewiesen, die auf zahlreiche Ablehnungsmanöver verweisen. In diesem Zusammenhang forderten die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung, unter ihnen Oppositionschef Romano Prodi, die weitgehende Abschaffung des Staatsgeheimnisses, das der Aufklärung der Hintergründe des Bologna-Attentats immer im Wege stand.
Zu den Pfiffen und Beschimpfungen von Vizepremier Tremonti, die dieser mit den lakonischen Worten "ein schöner Platz" zur Kenntnis nahm, sagte Prodi wie auch der Vertreter der Opferfamilien, Paolo Bolognesi, es wäre besser gewesen, wenn sie nicht passiert wäre.