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Die Gesellschaft bedürfe einer Gegenbewegung zur "Diktatur des Ökonomismus", zum "Zynismus der Finanzmärkte und ihrer Ratingagenturen": Also pries Gabi Burgstaller zur Eröffnung die Salzburger Festspiele, diese Institution der Hochkultur par excellence.
Es ist ein schmaler Grat, auf dem die Salzburger Landeshauptfrau da balanciert. Festivals wie jenes in Salzburg kosten Geld, viel Geld sogar. Und wenn’s der Wirtschaft gut geht, geht’s in der Regel auch der als elitär verschrienen Hochkultur gut - um ein geflügeltes Wort des Wirtschaftskammer-Präsidenten abzuwandeln. Auch Gewinner am Roulettetisch der Finanzmärkte sind schließlich schon als Gönner aufgetreten. Die Steuerzahler können und sollen nicht die ganzen Kosten der Hochkultur stemmen. Einen wesentlichen Anteil allerdings sehr wohl.
"Bolschewismus von rechts" nannte kürzlich die liberale - und zunehmend bürgerliche - "Zeit" die Forderung, dass sich auch Oper frei am Markt finanzieren können müsse. In den Niederlanden wird gerade der Praxistest gemacht: Um ein Viertel soll der staatliche Kulturetat gekürzt werden. Andere europäische Staaten ziehen unter dem Druck der Schuldenkrise mit Sicherheit nach. Immerhin: Österreich hält sein Ausgabenniveau, die Steiermark, die es mit dem Sparen ernst meint, fährt auch im Kulturbereich ordentlich hinein.
Der politische Dünkel, der hier dahintersteckt, sei stellvertretend mit den Worten des holländischen Rechtspopulisten Geert Wilders beschrieben: Dieser meint sinngemäß, dass Hochkultur doch nur etwas für die reichen Intellektuellen sei, weshalb sie auch bitteschön von diesen zu bezahlen sei. Diese Logik haben die Rechten nicht gepachtet, man kennt sie - etwa mit Blick auf Salzburg, Bayreuth oder Wiener Staatsoper - auch von links.
Dabei sollte die Politik mit ihrem (vor allem auch finanziellen) Bekenntnis zur Hochkultur nicht nur vor gewogenem Publikum wuchern. Literatur, Theater, Oper, Malerei gelingt es in ihren besten Momenten, dem Einzelnen wie einer ganzen Gesellschaft einen wahrhaften Spiegel vor Augen zu halten. Möglich, dass es nur wenigen vergönnt ist, sich selbst darin wiederzuerkennen. Diese dafür als "Elite" zu diskreditieren, grenzt an Niedertracht. Entscheidend ist, dass jeder Bürger die Chance erhält, sein Leben durch Kultur zu bereichern. Was er daraus macht, ist dann seine Sache.