Züge sind wieder überfüllt wie immer. | Bombay. (ap) Brijesh Ojha hat sich am Mittwoch in der Früh wie jeden Tag im Bahnhof Bandra eingefunden, um mit dem Zug zur Arbeit zu fahren. Dabei hatte er sich nur wenige Stunden zuvor geschworen, nie wieder in seinem Leben einen Fuß in den Vorortzug setzen zu wollen. "Unser Vertrauen in Bombay wurde erschüttert, wie dachten immer, dass die Züge sicher wären", sagt der 35-jährige Wachmann. Nach den Anschlägen auf die Nahverkehrszüge half er am Dienstagabend zusammen mit tausenden anderen Freiwilligen dabei, die Toten und Verletzten aus den zerstörten Wagen zu bergen.
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"Was sollen wir machen, die Züge sind die Lebensadern dieser Stadt", sagt Ojha. Täglich befördern die Züge sechs Millionen Menschen in dieser hektischen Stadt von 16 Millionen Einwohnern, die die Finanzmetropole Indiens und auch das Zentrum der Filmindustrie ist.
Am Tag danach herrschte in den Vorortzügen aber der übliche Andrang. Die Abteile waren überfüllt wie immer, so dass sich einige Fahrgäste außen an den Wagen hängten - das gleiche Bild wie an jedem Tag. Nur die erste Klasse, in der die Sprengsätze detonierten, war am Mittwoch nur zur Hälfte gefüllt.
Nach den Anschläge waren für kurze Zeit alle sozialen Unterschiede aufgehoben. Reiche und Arme hätten einander geholfen, berichtete die Angestellte Deepa Kumar, die jeden Tag eine Stunde mit dem Zug zu ihrem Büro in Bombay fährt. "Fremde haben die Verletzten in ihren Wagen transportiert, ohne daran zu denken, dass ihr Blut die Polster verschmutzt", sagte sie.
Die Einwohner von Bombay sind nur schwer zu erschüttern. "Sie können uns nicht vertreiben", sagt Ojha. "Das Leben geht weiter. Die Menschen haben solche Anschläge schon zuvor erlebt, aber Bombay steht wieder auf." Nichts, so scheint es, kann die Menschen davon abhalten, dass sie weiter ihrem Lebensziel nachgehen. "Es ist tragisch, aber gut für unser Geschäft", sagt der Zeitungsverkäufer Ramesh Karwe und legt seine Zeitungen aus - auf den Titelseite die Bilder von den blutigen Anschlägen.