Neu-Delhi. Knapp sechs Wochen nach den Terroranschlägen von Bombay (Mumbai) hat Indien Pakistan Beweismaterial übergeben, das die mutmaßliche Verwicklung pakistanischer Hintermänner belegen soll.
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Darunter seien Protokolle der Vernehmung des einzigen überlebenden Attentäters, sichergestellte Waffen, Belege für Kommunikationsverbindungen der Täter mit Personen in Pakistan sowie Daten von Satellitentelefonen und Navigationsgeräten, teilte das indische Außenministerium am Montag mit.
Das Beweismaterial wurde vom pakistanischen Hochkommissar in Neu-Delhi entgegengenommen. Der pakistanische Außenminister Shah Mehmood Qureshi sagte, er werde die Informationen sorgfältig prüfen. Als "Spekulation" wies er Äußerungen des indischen Innenministers Palaniappan Chidambaram zurück, es gebe Anzeichen für eine Verwicklung staatlicher Stellen in Pakistan in die Anschläge.
Indien wiederholt Vorwürfe gegen Pakistan
Chidambaram bekräftigte den Vorwurf an die Adresse Pakistans, Unterstützer der Attentäter von Bombay fänden sich auch in offiziellen Kreisen. Davon gehe er bis zum Beweis des Gegenteils aus. Ohne jegliche staatliche Hilfe wäre ein Anschlag dieses Ausmaßes nicht möglich gewesen, sagte Chidambaram in einem Interview, das der Fernsehsender NDTV am Sonntag ausstrahlte.
"Wir erwarten, dass die Regierung Pakistans umgehend weitere Ermittlungen in ihrem Land veranlasst und die Ergebnisse mit uns teilt, um die Täter zu bestrafen", erklärte das indische Außenministerium am Montag. Bei den Anschlägen in Bombay Ende November 2008 handle es sich um ein "unverzeihliches Verbrechen", sagte der indische Außenminister Pranab Mukherjee.
Indien macht die in Pakistan ansässige Extremistengruppe Lashkar-e-Taiba für die Terrorwelle verantwortlich.
Indien hat sich unzufrieden über die bisherige Reaktion des Nachbarlands auf die Anschläge gezeigt. Die Regierung in Neu-Delhi verlangt die Zerstörung von Extremistenlagern und die Auslieferung von 40 Verdächtigen. Pakistan hatte bisher als Vorbedingung Beweise gefordert. Bei den Angriffen auf zehn Ziele, darunter zwei Luxushotels, kamen mehr als 160 Menschen ums Leben.
Die Anschlagsserie in Bombay Ende November hat die Spannungen zwischen den Nachbarländern verschärft. Die beiden südasiatischen Atommächte führten seit ihrer Unabhängigkeit 1947 bereits dreimal Krieg gegeneinander.
Vermittlungsgespräche
Unterdessen traf der US-Südostasien-Beauftragte Richard Boucher in der Region ein, um zwischen Pakistan und Indien zu vermitteln. Zunächst seien Gespräche mit der pakistanischen Regierung geplant, teilte das Außenministerium in Islamabad am Montag mit. Anschließend sollte Boucher nach Neu Delhi weiterreisen.
(APA/AP/Reuters/dpa/AFP)
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