Firmen aufgerufen, Bilanz elektronisch zu übermitteln. | Nach Bank Austria und Erste bald auch Raiffeisen an Bord. | Wien. In der Wirtschaftskrise sind jene Abteilungen von Banken, die die Kreditwürdigkeit der Firmenkunden überprüfen, gefragt wie selten zuvor. Nun wollen heimische Großinstitute gerade in diesem Bereich Effizienzen heben und damit signifikante Einsparungen erzielen.
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Ansatzpunkt ist die Erfassung der Bilanzdaten der zu prüfenden Unternehmen: Die Firmen übermitteln diese nämlich in Papierform. Branchenkennern zufolge verursacht das bloße Eingeben der wirtschaftlichen Kennzahlen in die Computersysteme der Banken rund 20 Prozent der Kosten des Rating-Prozesses. Bei wenig komplex aufgebauten Unternehmen liege diese Quote noch deutlich höher, da hier tatsächlich die rein manuelle Bearbeitung der Bilanz im Vordergrund stehe. Heimische Großbanken budgetieren bisher rund 60 bis 70 Euro pro Bilanzeingabe - und das bei um die 50.000 derartigen Erfassungsschritten pro Jahr.
"Während deutsche Finanzinstitute darüber nachdenken, die Bilanzeingabe an externe Firmen auszulagern, wählen wir einen anderen Weg", so Peter Panzenböck, Chef der Rating-Abteilung der Bank Austria. Seit Jahresbeginn können Firmenkunden ihre Bilanzdaten nämlich auch elektronisch übermitteln.
Ein von der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB) betriebenes Datennetzwerk erlaubt es Steuerberatern, Wirtschaftstreuhändern und selbständigen Bilanzbuchhaltern, - ohnehin schon computertechnisch erfasste - Finanzkennzahlen ihrer Kunden auf elektronischem Weg an Banken zu übertragen. Notwendig ist dazu allerdings die Zustimmung der betroffenen Unternehmen.
Diesen soll ein Mitwirken schmackhaft gemacht werden, indem sie im Gegenzug automatisch Bonitätsinformationen rückgemeldet bekommen. Laut OeKB-Sprecher Peter Gumpinger wird ab 2010 auf diese Weise auch ein Branchenüberblick erstellt, sodass Firmen ihre wirtschaftliche Situation im Verhältnis zu ihrem Mitbewerb einschätzen können.
In drei Jahren rentabel
Dass Unternehmen, die sich weigern, an dem Projekt teilzunehmen, künftig höhere Gebühren für ihre Bonitätsbeurteilung zahlen müssen, sei nicht absehbar, heißt es aus der Branche.
Derzeit ist das Interesse seitens der Firmen noch verhalten, Beteiligte verweisen jedoch darauf, dass man sich erst in der Einführungsphase befinde. Wie zu hören ist, soll sich innerhalb von drei Jahren die System-Implementierung aber allemal rechnen.
Es handle sich für alle Seiten um eine Win-Win-Situation, meint Franz Brenner von der Erste Bank. Die Kundenbetreuer würden derzeit in ihren Beratungsgesprächen auf die neuen Möglichkeiten hinweisen.
Derzeit nützen nur Erste Bank und Bank Austria dieses System. Ab kommendem Jahr sollen AWS und Teile des Raiffeisensektors dazukommen. Laut OeKB sind auch die Volksbank, die Bawag und die 3-Banken Gruppe an einer Teilnahme interessiert.