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Bakterien sind die häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheitserreger. Neben den Borrelien (Borrelia burgdorferi sensu lato bzw. deren Genotypen wie B. afzelii, B. garinii und Bb sensu stricto) spielen Anaplasmen/Ehrlichien eine gewisse Rolle in unseren geografischen Breiten.
Lyme-Borreliose (LB), hervorgerufen durch Borrelia burgdorferi sensu lato, ist eine multisystemische Infektionskrankheit, das heißt, dass verschiedene Organe betroffen sein können. Die Haut ist mit 80 Prozent aller Manifestationen das am meisten betroffene. Die charakteristischen Krankheiten der Haut sind das Erythema migrans (EM), das Borrelienlymphozytom (BL) und die Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA). EM bezeichnet den roten, sich peripher ausbreitenden Fleck an der Stelle des Zeckeneinstichs, der rund 14 Tage danach entsteht, aber auch noch viel später auftreten kann. Das BL - das einem kleinen Tumor (meist am Ohr oder Brustwarze) ähnelt - tritt selten auf und betrifft dann meist Kinder. Von der ACA sind hingegen vor allem ältere Menschen (und doppelt so viele Frauen als Männer) betroffen. Da Borrelien viele Jahre in der Haut persistieren können, kommt es, unbehandelt, zum chronischen Verlauf - die Haut wird dünn, trocknet aus und fältelt sich stark ( "Zigarettenpapier-Effekt").
Sowohl Lyme-Borreliose als auch Ehrlichiose können, unbehandelt, bei bestimmten Patientengruppen schwere Verlaufsformen haben, Schädigungen des Nervensystems (Neuroborreliose, Enzephalitis) und des Herzens sowie Lyme-Arthritis (Gelenksentzündung) bewirken. Infolge opportunistischer (begleitend auftretende) Erkrankungen wie etwa durch den sonst harmlosen Pilz Candida albicans kann es sogar zur letalen Sepsis kommen.
Behandelbar sind durch Zecken übertragene bakterielle Krankheiten mit Antibiotika, wobei sich Doxyzyklin auf Grund seiner spezifischen Eigenschaften bestens bewährt hat, aber zwei bis vier Wochen lang eingenommen werden muss.
Zum Nachweis und der exakteren Bestimmung von Krankheitserregern wird in der Forschung die Polymerase-Kettenreaktion (PCR)-Methode angewandt. Bei diesem aufwändigen, molekularbiologischen Verfahren werden selektiv bestimmte Abschnitte der DNA (Desoxyribonukleinsäure, also Erbsubstanz) amplifiziert. Das heißt, sehr vereinfacht ausgedrückt, dass sich mit dieser hoch sensitiven Methode selbst geringfügige Mengen an DNA exakt vervielfältigen (kopieren) lassen, wobei drei bestimmte Verfahrensschritte mehrmals wiederholt werden müssen. Da sich bei jedem Durchlauf dieser drei Schritte die DNA verdoppelt, steigt ihre Menge exponentiell an: Die Forscher gewinnen dadurch ausreichendes Material.
Zytokine sind Eiweißmoleküle, die den Entzündungs- und Immunzellen des Körpers als Botenstoffe dienen und so die Abwehr von Krankheitserregern steuern. Ein Wechselspiel aus entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Zytokinen (zu denen etwa die Interleukine zählen) reguliert den effektiven Ablauf der Immunabwehr. Störungen in der Zytokinbalance können Schwere und Verlauf einer Krankheit mitbestimmen. Ebenso bedeutsam für die Immunabwehr sind Chemokine, die von körpereigenen Zellen gebildet werden und u. a. zur Akkumulation von Leukozyten (weißen Blutkörperchen) am Ort einer Entzündung führen.