Böhler-Börsenkurs weiterhin über Offert von 69 Euro | je Aktie. | Experten: Voest muss zumindest 75 Euro bieten. | Gegenangebot wohl vom Tisch. | Wien. Eine alte Börsenweisheit besagt: "Der Markt hat immer recht." Im Fall Böhler-Uddeholm steht für die Börse bereits fest, dass die Voestalpine bei ihrem Offert noch ein Schäuflein nachlegen muss, um die Übernahme des Edelstahl-Konzerns wie geplant in trockene Tücher zu bringen.
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Als Zielmarke hat Voest-Chef Wolfgang Eder 50 Prozent plus eine Aktie ins Visier genommen. Sicher ist ihm derzeit nur der 21-Prozent-Anteil der österreichi-schen Kernaktionärsgruppe um Anwalt Rudolf Fries. Ob Eder genug Aktien aus dem Streubesitz aufgreifen kann, wird nun zur Preisfrage.
Dass die Voestalpine mit dem vor wenigen Tagen angekündigten Übernahmeangebot von 69 Euro je Aktie durchkommt, wird von Experten stark bezweifelt.
An der Börse wird diese Einschätzung bestätigt. Am Montag hielt sich der Kurs bei Böhler mit mehr als 72 Euro schon den dritten Handelstag in Folge über dem jetzigen Angebotspreis. Und auch abzüglich der Dividende von 2,05 Euro pro Aktie für 2006, auf die alle Böhler-Aktionäre Anspruch haben, lag der Börsenkurs einen Hauch darüber.
Wie in Fachkreisen versichert wird, müsste sich der Kurs im Normalfall ein paar Prozent unter dem gebote nen Preis bewegen. Warum? Das Preisoffert wird an der Börse üblicherweise um die Zeit des Übernahme-Proze deres abgezinst. Darum werden für Aktienverkäufe über die Börse vom Markt im Regelfall kleinere Abschläge in Rechnung gestellt.
Bei Böhler ist dem nicht so - und damit ist die Sache für Aktienexperten klar: Der Markt rechnet fest mit einem nachgebesserten Offert. "69 Euro je Aktie sind sicher nicht die Schmerzgrenze für die Voest", heißt es in der Finanzbranche. "Es gibt strategische Gründe, vorerst tief zu stapeln, das gehört mit zum Spiel." Stimmen, wonach die Voest "mindestens 75 Euro" bieten muss, um bei Böhler ans Ziel zu kommen, mehren sich.
"Unser Angebot steht"
In der Voestalpine-Zentrale heißt es dazu: "Die 69 Euro je Aktie bleiben fix stehen. Wir gehen davon aus, mit diesem Angebot erfolgreich zu sein." Der aktuell gebotene Preis bewertet den gesamten Böhler-Konzern mit 3,5 Mrd. Euro, der Erwerb der einfachen Mehrheit wäre mit 1,75 Milliarden veranschlagt.
Im Fall einer Nachbesserung würde jeder Euro, den die Voest pro Aktie zusätzlich drauflegt, insgesamt jeweils bis zu 51 Mio. Euro mehr kosten.
Sollte das Ziel, die Mehrheit zu bekommen, verfehlt werden, ist die Voest künftig zumindest mit 21 Prozent an Böhler beteiligt und damit neuer Kernaktionär. Das Fries-Paket wird in jedem Fall übernommen. "Die Frage, ob wir es behalten oder bei gutem Wind wieder verkaufen, wenn wir nicht auf die Mehrheit kommen, wäre dann gesondert zu prüfen", so Voest-Sprecher Gerhard Kürner.
Doch kein Gegenoffert?
Ein Gegenangebot ist nach wie vor nicht auszuschließen. Inzwischen aber gilt es als wenig wahrscheinlich, dass noch jemand auf den Plan tritt, um der Voestalpine Konkurrenz zu machen. Am ehesten könnte ein Angebot von dem US-Finanzriesen Blackstone kommen. Ein solches würde Böhler-Chef Claus Raidl, mit Eder derzeit auf Roadshow, aber auf alle Fälle als feindlich einstufen. 12