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Börse Wien behält Sonderstellung

Von Werner Michael Szabó

Wirtschaft

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In den letzten dreißig Jahren hat es am internationalen Aktienmarkt erst einmal eine dreijährige Periode (1976 bis 1978) mit negativer Performance gegeben. Noch zu Beginn dieses Jahres waren die Analysten einhellig der Meinung, dass sich so etwas nicht so schnell wiederholen wird. Die Entwicklung des ersten Halbjahres 2002 läßt an dieser Aussage schön langsam zweifeln, wenngleich noch ein weiteres halbes Jahr bevorsteht, in dem sich noch viel ändern kann. Allerdings muß auch in Betracht gezogen werden, dass die Vorzeichen nicht gerade zur Euphorie Anlass geben. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an die immer häufiger werdenden Bilanzierungsskandale insbesondere in den USA sowie die Umsatz- und Gewinnwarnungen vieler Unternehmen. Außerdem scheint die Weltkonjunktur später als erhofft in Schwung zu kommen.

Ein wenig anders gehen hierzulande die Uhren. Die bislang oftmals negativ ausgelegte konservative Bilanzierungspraktik österreichischer Unternehmen stellt sich nun als ein gutes Fundament dar und auch sonst stehen die Firmen meist auf soliden Beinen. Nicht anders wäre es wohl möglich, dass der österreichische Aktienmarkt die bereits im Jahr 2001 gezeigte Outperformance auch heuer wiederholen kann. Während weltweit die Kurse ins Bodenlose stürzen, kann die Wiener Börse im ersten Halbjahr 2002 mit einem Plus von 9% im ATX und mit 8,2% im WBI, der alle Aktien umfasst, aufwarten. Von den internationalen Aktienmärkten konnte lediglich Tokio einen kleinen Anstieg von 0,75% über die Runden retten, während alle anderen wichtigen Börsen an die negative Entwicklung der beiden Vorjahre angeschlossen haben. So verlor der deutsche DAX rund 15%, der Londoner FTSE 100 rund 10% und der New Yorker Dow Jones Industrial Average rund 7% bzw. der weiter gefasste S&P 500 sogar rund 14%.

Schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden wieder die Wachstums- und Technologiebörsen. So stürzten der amerikanische Nasdaq 100 um über 30%, der Nasdaq Europe in Brüssel um über 40% und der NEMAX 50 des Neuen Marktes in Frankfurt sogar um rund 47% ab. Solche Dimensionen lassen jedem Investor das Blut in den Adern gefrieren.

Zwar gibt es auch an der Wiener Börse keine Einbahnstraße nach oben, aber dennoch verzeichnete eine deutliche Mehrzahl der Aktien steigende Kurse. Von den 40 im prime market, der Oberliga der Wiener Börse, notierten Werten erzielten nicht weniger als 33 ein Plus und nur sieben ein Minus. Top-Performer war Do & Co mit einem Anstieg von 72,1%. Weitere zehn Werte verzeichneten Kursgewinne zwischen 21,2% (Erste Bank) und 47,2% (Wolford). Dabei ist allerdings festzustellen, daß es in den meisten Werten in den letzten zwei Monaten zu Gewinnmitnahmen gekommen ist. Der absolute Verlierer ist CyberTron mit minus 91,6%, die nun endgültig in die Insolvenz geschlittert ist. Auf wenig Gegenliebe bei den Investoren stoßen derzeit u.a. JoWooD (-55,5%) und Feratel (-43,8%).

Bei den im standard market notierten Werten zu fortlaufenden Kursen konnten die beiden Bauaktien Porr Vorzug (+54,9%) und Bau Holding Strabag (+29,2%) kräftig zulegen. Demgegenüber schwächten sich CLC um 20,8% ab. Von den im selben Marktsegment notierten Werten zu Einheitskursen kletterten Voith Paper Vorzug um 70%, Darbo um 66,8%, Viso-Data um 60,8% sowie Vogel & Noot Stamm um 50%. Die mittlerweile vor dem Aus stehende Libro stürzte hingegen um 85,5% ab.

Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse.