"Die zersplitterte europäische Börsenlandschaft gehört bald der Vergangenheit an", meint Gabriele Holstein, Senior | Manager der Management- und Technologieberatung Accenture. Laut einer Studie des Unternehmens, die kürzlich in Wien vorgestellt wurde, wird in Europa in fünf Jahren nur noch ein einziges paneuropäisches Clearinghaus existieren, europäische "Blue Chips" werden dann nur noch auf zwei unterschiedlichen Systemen gehandelt.
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Globale Kapitalmärkte und die Bedürfnisse der Marktteilnehmer lassen nationale Grenzen beim Handel mit Wertpapieren nicht mehr zu. "Die Marktteilnehmer sind nicht länger bereit, die hohen Abwicklungskosten - insbesondere bei grenzüberschreitenden Transaktionen - zu zahlen. Dadurch entsteht ein enormer Druck auf die Börsen, der eine Konsolidierung der Systeme, trotz rechtlicher und politischer Hürden, vorantreibt", so Holstein. Die Ineffizienzen seien einfach nicht mehr tragbar, die Börse bedürfe einer "Rationalisierung", meint die Kapitalmarktexpertin.
Auch die Zahl der unterschiedlichen Handelssysteme wird sich nach Aussage der Studie deutlich verringern. In fünf Jahren werden nur noch zwei unterschiedliche Handelsplattformen - derzeit sind es zwölf - um die großen europäischen Standardwerte konkurrieren.
Gezieltes Customer-Relationsship-Management
Accenture geht von einer "symbiotischen" Konsolidierung der Handelsplattformen und Clearingstellen aus, die von drei Schlüsseltrends vorangetrieben werde: der Verlagerung der Marktmacht zu den Kunden, dem steigenden Kostendruck und der effizienteren Nutzung der Kapazitäten durch die Möglichkeiten der Informationstechnologie. Um in der Konsolidierungsphase nicht unterzugehen, seien für die Börsen drei Erfolgsfaktoren von Bedeutung, die den Schlüsseltrends gegenüberstehen: Die Ausrichtung auf Kundenbindung und -gewinnung durch gezieltes Customer Relationship Management, Investitionen in das Management von Allianzen und Kooperationen und die effiziente Nutzung der Informationstechnologie.
"Nischenplatz" für die Wiener Börse
Die Konsolidierung bedeutet allerdings nicht zwangsläufig eine Verringerung der Börsenanzahl im selben Ausmaß. "Einige kleinere Börsen, wie die Wiener Börse, werden Nischenplätze besetzen und diese sehr erfolgreich verteidigen", so Roland Smertnig, Partner bei Accenture im Bereich Financial Services. Andere Börsen werden den Charakter isolierter Handelsplätze verlieren und sich durch die Expansion das Überleben sichern.