Vorbereitungen laufen mittlerweile auf Hochtouren. | Zieldatum für Emission fixiert: Februar 2008. | Wien. Hinter den Kulissen sind die Vorbereitungen für den politisch nach wie vor umstrittenen Börsegang der Energie AG Oberösterreich (EAG) bereits voll im Gang. Im Februar nächsten Jahres soll der Landesversorger an die Wiener Börse gebracht werden - sofern die Aktienmärkte mitspielen. Laut informierten Kreisen soll die Emission ein Volumen von 700 bis 800 Mio. Euro auf die Waage bringen.
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Die Teilprivatisierung der EAG über die Börse - das Land will sich auf 51 Prozent der Anteile zurückziehen - stößt auf heftigen Widerstand der SPÖ. Vieles erinnert dabei an die Restprivatisierung der Voestalpine im Herbst 2003, die von einem starken Störfeuer aus den Reihen der SPÖ begleitet war.
Leo Windtner, Vorstandschef der EAG, lässt sich von den politischen Querschüssen gegen den Teilverkauf nicht beirren. "Wir haben den Auftrag, das Unternehmen an die Börse zu bringen, und ziehen das durch", betont Windtner. Dass rund 40 Prozent an der EAG verkauft werden sollen, hat die schwarz-grüne Koalitionsregierung am 6. Juli im oberösterreichischen Landtag beschlossen.
SP-Landeschef Erich Haider will den Börsegang mit allen Mitteln verhindern - er ist gerade dabei, die Bevölkerung zu mobilisieren. Mit einer wahlkampfartigen Kampagne hat er eine hitzige Ausverkaufsdebatte vom Zaun gebrochen.
Wenn es Haider gelingt, eine Volksbefragung durchzubringen, könnte mitunter der Börsegang selbst, zumindest aber der dafür angepeilte Termin ins Wackeln geraten. Für eine Volksbefragung braucht Haider insgesamt 81.000 Unterschriften, bis 20. Dezember will er sie haben. Bisher sollen Haider 31.000 Unterschriften vorliegen.
Emissionsbanken fix
Seit Mittwoch stehen unterdessen die Banken fest, die den Börsegang der EAG betreuen sollen. Geführt wird das Bankenkonsortium von der Schweizer UBS und der Deutschen Bank. Daneben sind Raiffeisen, die italienische BA-CA-Mutter UniCredit und die französische Société Générale an Bord.
Wie in informierten Kreisen zu hören ist, sollen im Zuge des Börsegangs nicht nur Altaktien aus Beständen des Landes veräußert werden (der Erlös ist mit 500 bis 600 Mio. Euro veranschlagt) - sondern auch neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung, über die etwa 200 Mio. Euro aufgebracht werden sollen. Die 200 Millionen sollen direkt in die Firmenkassen fließen. Dem Vernehmen nach soll das frische Geld vor allem in den Bau neuer Kraftwerke investiert werden.
Die Börsen-Story konzentriert sich primär auf das brennende Thema "Versorgungssicherheit". Mit neuen Kraftwerken will die EAG im eigenen Land dem europaweit drohenden Versorgungsengpass Paroli bieten. Für die nächsten sechs bis sieben Jahre ist ein Investitionsvolumen von einer halben Milliarde Euro geplant. Zu den wichtigsten Projekten der EAG zählt ein Kraftwerk am Standort Riedersbach mit zumindest 400 Megawatt Leistung und eines mit 600 bis 800 Megawatt am Standort Ennshafen, das zusammen mit Partnern errichtet werden soll. Diese Großprojekte sollen künftig nicht nur mit dem Geld aus dem bevorstehenden Börsegang finanziert werden, sondern auch aus dem Cash-Flow des Konzerns. Derzeit baut die EAG gerade für 200 Mio. Euro ein 400-Megawatt-Kraftwerk in Timelkam.
An ihren Umsatz- und Ertragszielen hält die Energie AG weiter fest: Nachdem 2006 ein operativer Gewinn (Ebit) von 95 Mio. Euro eingefahren wurde, werden es 2007 rund 120 Mio. Euro sein. Bis 2015 soll das Ebit auf rund 200 Millionen steigen. Bis dahin soll auch der Umsatz auf zwei Mrd. Euro verdoppelt sein.
Ein Dividendenpapier
Geplant ist, die EAG stark in der oberösterreichischen Bevölkerung zu verankern - als "Volksaktie", wie es heißt. Auf politischer Ebene hat man auch eine österreichische Kernaktionärsstruktur als Schutz gegen feindliche Übernahmeversuche im Visier. Bewerben will man die EAG vor allem als Dividendenpapier. Laut Wiener Finanzkreisen ist eine Dividendenrendite von zwei bis 2,5 Prozent im Gespräch. Das würde einer jährlichen Dividende von 40 bis 50 Mio. Euro entsprechen. Der Firmenwert ist mit 1,8 bis 2,4 Mrd. Euro taxiert.