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New Yorker Börse zahlt 7,85 Mrd. Euro über Aktientausch. | Deutsche Börse unterliegt mit ihrem Angebot. | NYSE-Vorstand John Thain wird Chef von NYSE Euronext. | New York/Wien. Die Weichen für die Entstehung der größten Börse der Welt sind gestellt. Die New York Stock Exchange (NYSE) und der europäische Börsenverbund Euronext (dem die Börsen von Paris, Brüssel, Amsterdam und Lissabon angehören sowie die Londoner Terminbörse LIFFE) haben ein Abkommen unterzeichnet, dass den Zusammenschluss der beiden Unternehmen vorsieht.
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Das Abkommen sieht vor, dass jeder Euronext-Aktionär 0,98 Aktien der NYSE erhält sowie eine Bar-Zahlung in der Höhe von 21,32 Euro. Euronext-Chef Jean-Francois Theodore und NYSE-Chef John Thain betonen, dass es sich dabei um eine "Fusion unter Gleichen" handelt. Völlige Gleichbehandlung gibt es allerdings nicht.
Thain an der Spitze
Chef des neuen Unternehmens NYSE Euronext wird Thain; Theodore wird sein Stellvertreter und Leiter des internationalen Geschäfts. Im Verwaltungsrat der NYSE Euronext werden 11 Mitglieder aus New York und 9 aus Europa sitzen. Für die Deutsche Börse bedeutet der Deal eine herbe Niederlage. Auch sie hatte für Euronext ein Übernahmeangebot gelegt. Nach dem Abkommen zwischen NYSE und Euronext dürften ihre Chancen aber minimal sein, die Aktionäre von Euronext doch noch umzustimmen. Andererseits ist der Zusammenschluss noch nicht völlig unter Dach und Fach: Sowohl die Aktionäre als auch die Kartellbehörden in den USA und Europa müssen erst ihre endgültige Zustimmung erteilen.
Mailand soll folgen
Die Fusion von NYSE und Euronext dürfte erst der Anfang sein. Noch am Freitag, wenige Stunden nach Unterzeichnung der Fusionsvereinbarung, wurden bereits Gespräche mit der Börse von Mailand geführt. Auch sie könnte sich der NYSE Euronext anschließen. Und selbst für die Deutsche Börse stehe die Türe offen, sagt Euronext-Chef Theodore: ""Man soll nicht glauben, dass wir uns mit der transatlantischen Vereinbarung endgültig von unserem Ideal einer großen paneuropäischen Börse abwenden". Die Deutsche Börse wollte dazu keinen Kommentar abgeben. Experten halten es nicht für ausgeschlossen, dass die Deutsche Börse nun ein Übernahmeangebot für die US-Börse Nasdaq abgeben könnte. Denn erst im Vorjahr war Frankfurt beim Kauf der London Stock Exchange gescheitert. Mittlerweile hält die Nasdaq mehr als 25 Prozent an der Londonder Börse - mit dem klaren Ziel, diese im Herbst ganz zu übernehmen.
Die Deutschen könnten nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mit einer Übernahme der Nasdaq würden auch sie über den Atlantik expandieren. Gleichzeitig hätten sie damit den Einstieg bei der Londoner Börse doch noch geschafft.