Kursrally an Weltbörsen - ATX schafft nur Jahresplus von sechs Prozent.
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Wien. Wieder einmal war Wien nur die Zaungastrolle beschieden. Die Musik spielte im Börsenjahr 2013 nämlich vor allem an großen internationalen Marktplätzen wie Tokio, New York, Frankfurt oder Zürich. Dort legten die Aktienindizes deutlich zweistellig zu und erklommen zum Teil sogar neue Rekordstände. Für den ATX reichte es hingegen nur für ein relativ karges Jahresplus von 6,2 Prozent auf rund 2550 Punkte. Somit ist der Leitindex der Wiener Börse von seinem Allzeithoch bei rund 5000 Punkten, das er im Sommer 2007 - gut ein Jahr vor dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise - markiert hatte, weiterhin meilenweit entfernt.
"Der ATX war klarer Underperformer", sagt Friedrich Mostböck, Chefanalyst der Erste Bank. Als Grund gibt er an, dass bei den Anlegern heuer hauptsächlich größere und liquidere Börsen im Blickpunkt standen. Wien zählt jedenfalls nicht zu diesem Kreis. Im internationalen Vergleich ist der österreichische Aktienmarkt klein, deshalb gilt die Wiener Börse bei wichtigen ausländischen Profi-Investoren schon seit jeher nur als Randmarkt.
Politik des billigen Geldes
Dass 2013 ein Jahr der Aktien war und an vielen Börsen rund um den Globus Partylaune herrschte, hat damit zu tun, dass sich die großen Risiken für die Weltwirtschaft deutlich abschwächten. So verlor vor allem die Staatsschuldenkrise in Europa viel von ihrem Schrecken. Zudem blieb ein Konjunkturabschwung in China ebenso aus wie mancherorts befürchtete Turbulenzen in der US-Wirtschaft. Dominiert wurden die Börsen aber von einem Thema: dem billigen Geld der Notenbanken. Sowohl in Japan als auch in den USA und der Eurozone haben die Zentralbanken die Finanzmärkte immer wieder mit frischem Geld geflutet - als Treibsatz für die Konjunktur. Anfang November senkte die EZB den Leitzins überraschend auf das Rekordtief von 0,25 Prozent. In den USA liegt der Leitzins nach wie vor zwischen null und 0,25 Prozent.
Fortsetzung der Kursrally?
Mit Spannung verfolgten die Börsianer vor allem die Anleihenkäufe der US-Notenbank Fed. Indem diese jeden Monat 85 Milliarden Dollar investierte, stützte sie die Konjunktur im Land und verhalf nebenbei den Aktienmärkten zu flotten Kursgewinnen. Ab Jahresmitte hat sich dann alles um die Frage gedreht, wann die Fed beginnt, ihre Anleihenkäufe zurückzufahren. Erst wenige Tage vor Weihnachten gab die Notenbank bekannt, die Käufe auf monatlich 75 Milliarden Dollar gedrosselt zu haben.
Vielen Anlegern ist inzwischen bewusst, dass der Geldregen vonseiten der Zentralbanken irgendwann schwächer wird und eines Tages ganz aufhört. Die jüngste Einschränkung der Fed-Käufe hat die Anleger bisher aber weder erschüttert noch in ihrer Euphorie gedämpft.
Geht es nach den Aktienexperten der Bank Austria, winken den Anlegern im neuen Jahr weitere Kursgewinne. "Obwohl die Aktienmärkte heuer bereits sehr gut gelaufen sind, stehen die Zeichen für eine Fortsetzung des positiven Trends günstig", meint Chefanalystin Monika Rosen. Die lockere Geldpolitik treibe Investoren weiter in Aktien, zumal die Alternativen am Rentenmarkt nicht wirklich attraktiv seien. Rosen schließt eine kurze Korrektur an den Aktienbörsen zwar nicht aus. Insgesamt spreche aber viel für eine Fortsetzung der Kursrally, vor allem auch im Hinblick auf das erwartete Wiederanspringen der europäischen Konjunktur. "Wir halten in unserer Anlagestrategie an der Übergewichtung von Aktien fest", lautet Rosens Fazit.
Auch Peter Brezinschek, Chefanalyst bei Raiffeisen, ist für die weitere Börsenentwicklung zuversichtlich: "Wir haben Wachstumsindikatoren quer über den Globus, die auf eine Konjunkturerholung hindeuten und in einen Konjunkturaufschwung münden werden." Nach seiner Einschätzung sollten Investments in Aktien auf Sicht von zwölf Monaten attraktiver sein als in Anleihen. Wegen der bereits erzielten Kursgewinne könnte es im Verlauf des neuen Jahres aber vorübergehend auch zu signifikanten Kursrückgängen kommen, gibt Brezinschek dabei zu bedenken.
"Erste": ATX hat Potenzial
Für die Wiener Börse rechnen die Analysten der Erste Bank für 2014 zumindest mit einer positiven Performance. Dem ATX trauen sie ein Potenzial bis 2750 Punkte zu. Gemessen am jetzigen Stand wäre das ein Plus von knapp acht Prozent. Zwei Haupttriebfedern orten die Erste-Analysten für die Kursentwicklung heimischer Titel: die "globale Nischenplayer-Funktion" von Firmen wie Andritz, Semperit, Lenzing, Voestalpine oder SBO und die Ausrichtung vieler Unternehmen auf Osteuropa. So sollte gerade Osteuropa auch in den nächsten beiden Jahren deutlich stärker wachsen als die Eurozone. Wettbewerbsvorteile gebe es bei Lohnkosten, Produktivität, Steuern und den Standorten. Zu den Top-Empfehlungen der Erste-Analysten im ATX zählen unter anderen OMV, Immofinanz und RHI.