Bawag soll einen Interessenten aus den USA wieder ins Rennen geholt haben. | Wien. Das Bieterfinale um das Wiener Kulturjuwel Bösendorfer zieht sich wie ein Strudelteig. Auch am Dienstag - zum zweiten Mal binnen einer Woche - konnten sich die Spitzen der Bawag nicht zu einer Verkaufsentscheidung durchringen (die "Wiener Zeitung" berichtete). Jetzt heißt es hinter den Kulissen, die beiden Finalisten, Yamaha und das Österreich-Konsortium um Brodmann, könnten im Endspurt um den defizitären Klavierbauer in buchstäblich letzter Minute Gesellschaft bekommen haben.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Demnach soll die Bawag einen bereits ausgeschiedenen Bieter wieder ins Rennen geholt haben. Die Rede ist von einem Investor aus den USA. Er soll ein attraktives Angebot gelegt haben, das angeblich zunächst in der engeren Wahl stand, für die einstige Gewerkschaftsbank letztlich aber nicht in Frage kam. Aus dem Umfeld Bösendorfers heißt es, dieser Interessent hätte zuletzt Kontakt mit dem designierten Bawag-Chef David Roberts, dem Nachfolger von Ewald Nowotny, aufgenommen - um darauf zu drängen, dass sein Offert doch in Erwägung gezogen wird. Das Angebot könnte in der Endphase des Verkaufsprozesses nun reaktiviert worden sein.
Wer der mögliche dritte Bieter sein soll, ist nicht bekannt. Die Bawag selbst sagt dazu: "Wir sind in der letzten Phase, wir verhandeln mit zwei Interessenten, die außerordentlich gut für Bösendorfer passen."
Ein strategisches Asset
Vor knapp zwei Wochen hatte der ORF überraschend berichtet, Bösendorfer gehe an den Wiener Klaviererzeuger Brodmann und dessen Partner EK-Fin, einen Fonds der Bank Austria. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür allerdings nirgends.
Dass die Würfel bereits gefallen seien, wurde nicht nur von der Bawag dementiert, sondern auch von Bösendorfer - und auf Seiten der finalen Bieter von Brodmann Pianos.
Angeblich soll das Offert des Brodmann-Konsortiums bei knapp 11 Mio. Euro liegen. Dass sich der japanische Klavierriese Yamaha - er notiert an der Börse Tokio - mit diesem Gebot ausstechen lässt, wäre aber eine Überraschung. Jedenfalls sagen das Branchenkenner: "Finanziell sitzt Yamaha auf einem längeren Ast als das Brodmann-Konsortium. Die können beim Preis jederzeit nachlegen." Was noch dazu kommt: Für die Japaner wäre Bösendorfer ein ganz besonderes strategisches Asset, um gegen den US-Erzrivalen Steinway durchstarten zu können.
Ein Einstieg von Yamaha, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, wäre für Bösendorfer selbst schon wegen des starken Vertriebsnetzes die weit bessere Lösung als Brodmann. Yamaha müsste in jeder seiner Filialen nur einen Bösendorfer pro Jahr verkaufen, damit das Wiener Unternehmen seine roten Zahlen los ist (420 Flügel müssten es sein).