Leere Versprechungen: Wie die Miete einer Wiener Wohnung für ein schwedisches Paar zum Horrortrip wurde.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Wagners (Name von der Red. geändert) sind ein weit gereistes Ehepaar. Rund um die Welt hat es den ehemaligen Finanzanalytiker und seine Gattin verschlagen, bevor sie sich in Wien, wo Herr Wagner seine Kindheit verbrachte, niederlassen wollten.
In der österreichischen Botschaft in Stockholm wurden die Immobilienspalten österreichischer Tageszeitungen durchgeblättert. Eine Wohnung in der Florianigasse in Wien-Josefstadt - Topzustand verhieß die Annonce - war bald gefunden. Die erste Besichtigung der Wohnung, die Wagners reisten hierzu für eine Woche nach Wien, brachte ein differenzierteres Bild: In der 96m² großen Wohnung waren Fensterscheiben zerbrochen, die proklamierte Einbauküche in desolatem Zustand, die Elektrogeräte defekt.
Nichtsdestotrotz entschloss sich das Ehepaar Wagner für die Wohnung. Schließlich sagte ihnen der Makler umfassende Reparaturarbeiten sowie das Aufschließen einer Türe zu, hinter der sich laut Grundriss ein fünf Quadratmeter großer Raum befinden sollte. Die Wagners reisten euphorisch nach Stockholm zurück, nicht ohne zuvor 7.000 Euro Provision und eine Monatsmiete Kaution zu bezahlen. Einen Monat später kamen die beiden samt Hausrat wieder, um die neue Wohnung zu beziehen. Was die beiden böse überraschte: Die mündlich zugesagten Reparaturen waren nicht erfolgt. Die ominöse Tür war zwar aufgeschlossen - dahinter befand sich jedoch eine massive Ziegelwand. Auch der Einbau von Schallschutzfenstern sei nicht möglich gewesen, berichtet Herr Wagner, weil das Haus denkmalgeschützt sei. Auch das habe der Makler verschwiegen.
Jetzt kämpfen die Wagners um Schadenersatz. Ihre Kosten (Provisionen, Spedition, Reisen) sind inzwischen auf knapp 9.000 Euro angewachsen. Die Wohnung wollen sie nicht mehr. Herr Wagner zur "Wiener Zeitung": "Die Wohnungsbranche in Wien ist ein Dschungel. Nirgends haben wir so schlechte Erfahrungen gemacht."