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Bosnien im Umbau

Von Ines Scholz

Politik

Wien - Der wirtschaftliche Aufbau und die Verschmelzung Bosnien-Herzegowinas zu einem einheitlichen Staatsgebilde kommen nur langsam voran.


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Fünf Jahre nach dem Friedensabkommen von Dayton liegt die Arbeitslosenrate nur knapp unter 50 Prozent, das Bruttoinlandsprodukt, das 80 Prozent unter dem des Vorkriegsniveaus liegt, sank im Vorjahr neuerlich um 10 Prozent - und 1,5 Millionen Vertriebene warten noch immer auf die Rückkehr in ihre Heimatdörfer.

Das Land bräuchte dringend ausländische Investoren und Devisen, doch die ethnischen Denkmuster und Rivalitäten, die sich quer durch alle politischen und bürokratischen Instanzen des Dreivölkerstaates ziehen, erschweren die Schaffung der notwendigen rechtsstaatlichen Voraussetzungen, klagt der internationale Bosnien-Beauftrage Wolfgang Petritsch. Ethnische Barrieren prägen auch das Wirtschaftsbild: Bosnier, Kroaten und Serben hätten nach wie vor weder eine gemeinsame Müllabfuhr noch eine gemeinsame Wasserversorgung. Profitbetriebe wie die Telecom oder die Erdölindustrie stünden ebenso unter der Kontrolle von zum Teil korrupten Parteimagnaten der Kriegsgeneration. Auch die lukrative Betreibung der Mobilnetze verläuft nach ethnischer statt ökonomischer Logik. Das soll sich ändern: Künftig wird eigene staatliche Regulierungsbehörde für Transparenz bei der Lizenzvergabe der Mobilnetze sorgen. Um den Wettbewerb zu fördern, soll ein Privatisierungsprogramm erarbeitet werden, erklärte Petritsch Mittwochabend bei einem Vortrag in der Wirtschaftskammer. Nicht zuletzt, weil die Staatengemeinschaft ihren Geldhahn im Vorjahr stark gedrosselt hat, seien Strukturreformen notwendig geworden. Als Erfolgsgeschichte bezeichnete Petritsch die Einführung der "Konvertiblen Mark" vor zwei Jahren.