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Botswana: Gericht widerlegt Regierung

Von Gerald Jatzek / WZ Online

Politik

Sie gehören zu den Ureinwohnern des südlichen Afrika, doch sie haben die geringsten Rechte in der Region: Die San, weithin als "Buschmänner" bekannt. In den vergangenen Jahren waren sie schweren Repressionen der Regierung von Botswana ausgesetzt. Nun wurden die Argumente für die Zwangsumsiedling vor Gericht widerlegt.


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Die Regierung hatte immer wieder behauptet, sie hätte die Buschmänner umgesiedelt, da eine Wasserversorgung "zu teuer" gewesen wäre. Jan Broekhuis, der zuständige Direktorassistent im Zentral Kalahari Wildschutzgebiet (Central Kalahari Game Reserve), gab nun im Gerichtssaal zu, dass er einen Buschmann-Antrag von 2001 ignoriert hatte, die Wasserversorgung ohne Kostenbelastung für die Regierung aufrechtzuerhalten. Er sagte, es sei Regierungspolitik, keinerlei Wasserversorgung in das Wildschutzgebiet leiten zu lassen.

Im Kreuzverhör gab Broekhuis ebenfalls zu, dass die von ihm aufgestellten Daten zum Rückgang des Wildtierbestandes unzuverlässig wären. Die Regierung hatte behauptet, dass die Gegenwart von Buschmännern im Wildschutzgebiet

einen negativen Effekt auf die Zahl der Wildtiere hätte, was im Widerspruch zu mehreren unabhängigen Studien steht, welche besagen, dass der Wildtierbestand in den vergangenen zehn Jahren um das Doppelte angewachsen sei.

Des Weiteren behauptet die Regierung, die Umsiedlungen der Buschmänner würde maßgeblich zu deren "Entwicklung" beitragen. Buschmann-Anwälte jedoch lenkten die Aufmerksamkeit von Broekhuis auf einen Bericht, welcher im Jahre 1999 der Regierung vorgelegt worden war. In dem Bericht steht, dass Buschmänner, die 1997 in das Zwangsansiedlungslager New Xade gebracht worden waren an Hunger leiden, was auf schlechte Jagdgründe und unzureichende Nahrungsrationen zurückzuführen sei. Außerdem sei Alkoholismus weit verbreitet.

Nur achtzehn Monate nachdem dieser Bericht eingereicht worden war, zwang die Regierung weitere hunderte Buschmänner nach New Xade.

Umsiedlungsaktionen

In der Darstellung der Regierung werden die Umsiedlungsaktionen als freiwillige Entscheidung dargestellt. So erfährt der potentielle Besucher des Naturschutzparks Zentralkalahari : "Government is, however, encouraging these people to move to areas outside the reserve in order that they may be provided with modem facilities, schools, clinics, etc. and to integrate them into modern society."

Botswanas Regierung hatte 2001 die monatliche Kosten für die Wasserversorgung mit 55.000 Pula (9.000 Euro) angegeben. Beobachter sind sich darüber einig, dass die Summe für den an Bodenschätzen reichen Staat kein Argument ist. Vielmehr stören die San beider Entwicklung von touristischen Luxusangeboten im Naturschutzpark Zentralkalahari. Darüber hinaus werden in ihrem Lebensraum umfangreiche Diamanten-Vorkommen vermutet.

Quellen: Survival International, Archiv, Botswana Tourist Board