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Boulevard-Fernsehen

Von Stefanie Holzer

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Seit Tagen nervt das ORF-Fernsehen mit der geilschlüpfrigen Ankündigung von Berichten über einen Gendarm, dem vorgeworfen wird, seine eigene Tochter missbraucht zu haben.

Bei "Vera" (Do) tritt eine Frau auf, deren ebenfalls missbrauchte Tochter sich umgebracht hat. Ja und im "Report" (Di) fragt dann Marie-Theres Euler-Rolle einen Vertreter der österreichischen Landsmannschaft, was er dazu sage, dass in jener Öffentlichkeit, in der Frau Euler-Rolle offenbar zu Hause ist, Sudetendeutsche mit Nazis gleichgesetzt würden. Eine solche Frage gestellt zu bekommen, ist eine Ungeheuerlichkeit. Der Vorwurf "Nazi" darf doch nicht einfach wie eine Kaugummiblase aus dem Mund quellen?

Und Gisela Hopfmüller vergaloppierte sich am selben Abend: Sie schien einen Moment lang zu glauben, "sie" decke einen Skandal auf. Dabei hat die vom Innenminister ins Leben gerufene Dienststelle kriminelle Handlungen im Beamtenapparat publik gemacht. Der vermeintliche Skandal ist tatsächlich eher eine gute Nachricht: Die Exekutive tut nämlich etwas gegen Gesetzesbrecher in den eigenen Reihen. Ja, und zum Drüberstreuen fragt anlässlich des größten Eisenbahnunglücks seit 30 Jahren eine ZIB-2-Reporterin einen Feuerwehrmann: "Wie anstrengend ist so eine Bergung?" und "Wie geht es Ihnen selbst?" Auch wenn es niemanden interessieren sollte: Mir geht es nach solchem Fernsehkonsum schlecht. Fragen Sie mich bitte, bitte nicht, wie ich das "verarbeiten" werde . . .