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Brandgefährlicher "Kriegfrieden" zwischen USA und Iran

Von Michael Schmölzer

Politik

Gelingt es dem Iran und den USA, noch rechtzeitig aus der Gewaltspirale auszusteigen?


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Die Angst vor einem mörderischen Blutvergießen geht um: Nachdem der Iran von seinem eigenen Territorium aus Raketen auf Militärstützpunkte im Irak abgeschossen hatte, die auch von der US-Armee benutzt werden, blickt alles gebannt nach Washington. Die Frage ist, ob Donald Trump, der unberechenbare Mann im Weißen Haus, weiter an der Eskalationsschraube drehen und das hochriskante Geplänkel in einen Krieg münden würde.

Unter Experten gilt es als unwahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten und der Iran im vollen Bewusstsein über die Konsequenzen eine direkte militärische Konfrontation ansteuern. Immerhin kam die iranische Rache mit Vorwarnung, Todesopfer konnten so offenbar vermieden werden. Die irakische Regierung wurde kurz vor dem Angriff von Teheran informiert, zeitgleich offenbar auch die USA. Alle Soldaten konnten rechtzeitig in Deckung gehen.

Irans Politik der Nadelstiche

Teheran geht es offenbar darum, die USA mit einer Politik der Nadelstiche zum Abzug aus der Region zu bewegen. Das forderte auch der oberste iranische Führer, Ayatollah Ali Khamenei. Die Iraner machten am Mittwoch auch klar, dass sie auf Vergeltungsschläge der USA mit weiteren Angriffen reagieren würden. Die militärische Initiative will Teheran nicht ergreifen. Es gehe rein um "Selbstverteidigung", heißt es hier.

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Die Kunst liegt nun offenbar darin, dass beide Seiten eine gesichtswahrende Lösung finden und aus der Gewaltspirale aussteigen, noch bevor sie begonnen hat, sich richtig zu drehen. Gelingt das nicht, droht die Gefahr, dass ein neuer Krieg am Golf "passiert", ohne dass er wirklich gewollt worden wäre.

Dass mit dem iranischen Militärschlag eine neue Stufe der Eskalation erreicht ist, ist klar. Bis jetzt hat sich der Iran im Irak und in Syrien möglichst im Hintergrund gehalten. In Kämpfe eingreifen ließ man meistens verbündete schiitischen Milizen. Diese Vorgangsweise konnte man in Teheran nach der gezielten Tötung des iranischen Top-Generals Qassem Soleimani ohne Gesichtsverlust nicht beinbehalten.

Trump war nach dem Abschuss der 17 iranischen Raketen vorerst um Mäßigung bemüht. "Alles gut", schrieb er auf Twitter, und: "Wir haben das stärkste und am besten ausgestattete Militär überall auf der Welt, bei Weitem!". Die iranische Führung präsentierte ihrerseits 80 angeblich getötete US-Soldaten. So hoch muss nach Auffassung Teherans der Preis für einen von einer US-Drohne "eliminierten" General sein.

Nach Ansicht vieler Experten ist vor allem der US-Präsident für die jüngste Eskalation verantwortlich. Schließlich sei er es gewesen, der das in Wien beschlossene Atomabkommen mit dem Iran einseitig aufgekündigt hat. Die Verhängung immer härterer US-Sanktionen hat Teheran unter Druck gesetzt und dort zu einer Wirtschaftskrise geführt. Mit dem Rücken zur Wand hat dann der Iran begonnen, sich schrittweise aggressiver zu verhalten.

Krieg wäre für USA riskant

Ein Krieg mit dem Iran wäre für Trump jedenfalls ein hochriskantes Spiel mit ungewissem Ausgang. Der Iran ist ein gefährlicher Gegner, der über seine Verbündeten US-Truppen auch in anderen Ländern des Nahen Ostens angreifen könnte. Gefährdetes Ziel ist auch die israelische Stadt Haifa. Israels Premier Benjamin Netanjahu hat dem Iran für den Fall eines derartigen Angriffs bereits mit einem "vernichtenden Schlag" gedroht.

Auch innenpolitisch ist die Sache für Trump äußerst heikel. Die harte Haltung gegenüber den iranischen Mullahs kommt bei seinen Anhängern gut an. Ob sie einen Krieg beklatschen würden, steht auf einem anderen Blatt. Bis dato wollte Trump mit dem Versprechen punkten, möglichst viele US-Soldaten zurück in die Heimat zu bringen. Daraus wird in nächster Zeit wohl nichts.