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Brandrede auf der Kuhweide

Von Bernhard Baumgartner

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Was posten führende Politiker dieses Landes auf ihren Facebook-Seiten? Auf der Seite von Bundeskanzler Werner Faymann erschien am Dienstag ein Bild von einem Putzwagen, dazu ein seltsamer, aus der "SZ" geborgter, Satz über den Tag der Fotografie. Auch Bundespräsident Heinz Fischer lässt gerne Bilder posten. Der Präsident mit selbst gesammelten Steinpilzen oder unter dem Titel "Mein Wochenende" im dunklen Anzug vor einer Herde Kühe stehend (von denen ihm die meisten den Rücken zukehren). Heinz Christian Strache wiederum nutzt seine beliebte Seite wiederum, um in NLP-schwangeren Grafiken hinauszuposaunen, wie sehr die armen Österreicher ausgenützt werden.

Gut, jetzt kann man sagen: dann schon lieber Kühe oder Putzwagerl, aber die Grundfrage ist doch: Wieso schaffen es heimische Politiker immer wieder nicht, in den sozialen Netzen den richtigen Ton zu treffen, ohne ungewollt komisch zu wirken? Einer der Gründe ist wohl, dass es einer Seite oder einem Beitrag grundsätzlich an Authentizität mangelt, wenn der User davon ausgehen muss, dass das Geschriebene nicht von der Person selbst, sondern von einem Team kommt, das die Social-Media-Agenden halt irgendwie mitbetreut. Das ist uninteressant. Wer legt schon Wert auf die Meinung anonymer Mitarbeiter, die in der Timeline unter dem Namen ihres berühmten Chefs posten? Da lieber Mut zum Selbermachen: Von Profi-Politikern darf man erwarten, dass sie ihre Meinung zu politischen Themen posten. Das ist gut so, das ist ihre Aufgabe - und deswegen folgt man ihnen auch. Dadaistische Fotos gehören nicht dazu.