Die Proteste gegen die hohen Kosten der Fußball-WM machten weltweit Schlagzeilen. Weniger bekannt ist die Frau, die für die Finanzierung sorgt.
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Eigentlich hätte das Leben von Gleisi Helena Hoffmann völlig anders aussehen sollen. Das beginnt schon beim Namen der Brasilianerin. Ihre Mutter, eine glühende Verehrerin von Grace Kelly, wollte ihre Tochter nach der amerikanischen Schauspielerin und monegassischen Fürstin benennen. Doch durch die falsche Aussprache des Namens landete Gleisi auf der Geburtsurkunde. In Klosterschulen ausgebildet, wollte sie in jungen Jahren Nonne werden, doch ihr deutschstämmiger Vater verbot ihr - obwohl selbst sehr religiös -, ins Kloster zu ziehen. Stattdessen ging sie in die Politik und ist heute die zweitwichtigste Frau Brasiliens. Nachdem sie ihren Wunsch nach einem geistlichen Beruf aufgegeben hatte, trat sie der Kommunistischen Partei bei. Sie wurde zur Studentenführerin in ihrer Heimatstadt Curitiba im Süden Brasiliens. Später wechselte die Juristin und ausgebildete Elektrotechnikerin zur Arbeiterpartei. Sie wurde Staatssekretärin des Bundesstaats Mato Grosso do Sul, Finanzdirektorin des Wasserkraftwerks Itaipú und Finanzberaterin der Arbeiterpartei im Parlament. Nur mit der Bestätigung durch das Volk wollte es anfangs nicht so recht klappen: Sie trat 2006 für einen Sitz im Senat an und scheiterte ebenso wie zwei Jahre später, als sie Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt werden wollte. 2010 schließlich gelang der Durchbruch und sie wurde mit überzeugender Mehrheit in den Senat gewählt. Dort blieb sie allerdings nur vier Monate. Präsidentin Dilma Rousseff bat sie, ihre Kabinettschefin und maßgebliche Beraterin zu werden, was Hoffmann freudig annahm. Ob ihrer blonden Haare nannten sie Männer im Senat zu Beginn "Dilmas Barbie". Nachdem sie ihre ersten Anliegen durchgesetzt hatte, verlor sie diesen Spitznamen. Jetzt hört man Bezeichnungen wie "Traktor" oder "Pitbull". Zu Hoffmanns Aufgaben gehört es, Großprojekte der Regierung durchzuboxen, notfalls auch gegen den Widerstand des Parlaments. So war und ist sie unter anderem für die Finanzierung der Stadien für die Fußball-WM 2014 zuständig. Auch die Massenproteste gegen die hohen Kosten, die so mancher Brasilianer lieber in Bildung und Armutsbekämpfung investiert sähe, konnten ihr nichts anhaben. "Frauen müssen doppelt so hart wie Männer arbeiten, um dieselbe Anerkennung zu erhalten", erklärte die 47-Jährige. Das bedeutet für Hoffmann viel Arbeit und dass sie meist erst spät in der Nacht zu ihren zwei Kindern nach Hause kommt. Ihr Mann wird sicherlich das nötige Verständnis aufbringen, ist er doch selbst Minister und für Kommunikationswesen zuständig. Dass seine Frau seine Vorgesetzte ist, kommentierte er mit den Worten: "Meine Gegner sagen gerne, dass meine Frau schon vorher zu Hause die Hosen angehabt hat."