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Braucht Portugal 90 Milliarden Euro?

Von WZ Online

Europaarchiv

Lopatka rechnet mit 60-80 Milliarden Euro. | Lissabon. Nach der Ankündigung eines Hilfsantrags von Portugal an die Europäische Union haben im hochverschuldeten Euro-Land die Spekulationen über das Ausmaß der Finanzspritze eingesetzt. Die gewöhnlich gut informierte Wirtschaftszeitung "Diario Economico" spekulierte unter Berufung auf Regierungskreise, von 90 Milliarden Euro, die Portugal in Brüssel beantragen wolle. | Spanien immun gegen Ansteckung | Wie geht es in Portugal mit Finanzhilfen weiter? | Keine Angst vor einer Kettenreaktion | Portugal flüchtet unter Euro-Schirm | Mit Portugal zu dritt am Rettungstropf


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Das entspreche mehr als 50 Prozent des für 2011 erwarteten Bruttoinlandsprodukts des ärmsten Landes Westeuropas und sei auch der Betrag, den der portugiesische Bankenverband, die Notenbank in Lissabon und das Finanzministerium als nötig erachteten, heißt es.

Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka geht von einer Finanzhilfe in der Höhe von 60 bis 80 Milliarden Euro aus. Allerdings müssten die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen am morgigen Freitag erst klären, ob das Hilfsansuchen der Übergangsregierung des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Jose Socrates auch das Pouvoir habe, einen Antrag zu stellen. Keine Ansteckungsgefahr für Spanien durch die Krise in Portugal sieht Lopatka, der beim Finanzministerrat im ungarischen Gödöllö seinen Ressortchef Josef Pröll vertritt.

Der Antrag Portugals sei "keine große Überraschung" gewesen. Allerdings sei der Zeitpunkt ein schwieriger, weil die Wahlen in Portugal erst am 5. Juni stattfinden.

25 Milliarden fürs Erste

Die erste Tranche der EU-Hilfen dürfte laut "Diario Economico" schon Anfang Mai eintreffen und sich auf 22 bis 25 Milliarden Euro belaufen. Auch das Wirtschaftsblatt "Jornal de Negocios" berichtete, dass Portugal in Kürze 25 Milliarden erhalten solle. Die angesehene Zeitung "Público" schrieb unterdessen, Portugal werde insgesamt mindestens 75 Milliarden Euro beantragen.

Der geschäftsführende Regierungschef Jose Socrates hatte den Hilfsantrag am Mittwochabend angekündigt und erklärt, der Schritt sei "unvermeidbar". Der Sozialist, der ein Hilfsersuchen bis zuletzt ausgeschlossen hatte, begründete die Entscheidung mit der Ablehnung des jüngsten Sparpakets seiner Minderheitsregierung durch das Parlament. Das habe die finanzielle Lage "dramatisch verschlechtert".

Socrates war am 23. März wenige Stunden nach der Ablehnung seines Sparpakets zurückgetreten. Er führt die Übergangsregierung bis zu den für den 5. Juni anberaumten Neuwahlen an.