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Man wolle muslimischen Kindern christliche Traditionen nicht aufdrängen. Und gestalte daher Feste in Kindergärten bewusst neutral. Um die Integration zu erleichtern. Sagen die einen. Ein Ausmaß politischer Korrektheit, über die viele den Kopf schütteln.
Die Mildtätigkeit und damit das Leben des heiligen Martin seien vorbildlich gewesen. Auch für Muslime. Hält immerhin der Zentralrat der Muslime in Deutschland dagegen.
In deutschen Gemeinden ist wieder die Diskussion entbrannt, wie der von Kindern heiß geliebte Umzug am 11. November heißen soll. Und ob dabei ein verkleideter Soldat vom Pferd steigen, seinen Mantel zerschneiden und mit einem Bettler teilen darf.
In Österreich geht man da einen, nun ja, sehr österreichischen Weg. Es ist das drin, was immer drin war. Man klebt da und dort ein andres Etikett drauf. Nennt das ganze "Laternenfest" oder "Fest der Lichter". Sonst bleibt alles beim Alten. Zu Punsch und Keksen schwenken die Kinder stolz ihre gebastelten Laternchen, in denen mittlerweile LED-Kerzen flackern. Man geht ja mit der Zeit. Dazu wird gesungen. Auch ein "St.-Martins-Lied". Einige Einrichtungen lassen Kinder die berühmte Mantel-Szene nachspielen - türkische, marokkanische und österreichische. Gemeinsam.
Kulturelle Toleranz bedeutet nicht, Religion einfach auszusparen. Sie bedeutet einen respektvollen Umgang miteinander und mit den Ansichten des Gegenübers. Wer sich dabei nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner konzentriert, verliert. Die Suche nach der gemeinsamen Basis ist da wesentlich fruchtbarer.
Sie ist größer, als man glaubt.