Kohlendioxid gilt als Hauptgrund der Klimaerwärmung. | Einen großen Anteil daran haben Brandrodungen. | Berlin. Seit fast 20 Jahren brennen die Torfregenwälder Südostasiens etwa alle zwei bis drei Jahre in schrecklicher Regelmäßigkeit. Und es sind nicht nur die Wälder die verbrennen, die Torfböden auf denen sie wachsen verkohlen meistens gleich mit. Obwohl dadurch enorme Mengen an CO 2 in die Atmosphäre strömen, bleibt das Problem in der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Durch eine der größten Feuerkatastrophen in Indonesien in den Jahren 1997/98 wurden allein zwischen 15 und 40 Prozent des jährlich weltweit durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe produzierten CO 2 freigesetzt, errechneten Wissenschaftler in einer in "Nature" veröffentlichten Studie. Ein indonesisch-europäisches Wissenschaftlerteam um den Ökologen Professor Florian Siegert, von der Ludwig Maximilian Universität in München untersucht die Ursachen und Folgen der Waldbrände schon seit 1995.
Die Forscher fanden heraus, dass die Feuer in Torfwäldern wesentlich zur Erwärmung des Erdklimas beitragen. Der Grund: Die mächtigen Torfflöze, auf denen die Wälder wachsen, bestehen fast ausschließlich aus Biomasse. In dieser Biomasse sind riesige Mengen von Kohlenstoff gespeichert, der beim Verbrennen als Kohlendioxid in die Atmosphäre entweicht. Allein bei den Bränden 1997/98 stieg etwa zehn mal soviel CO 2 in die Atmosphäre, wie etwa Deutschland in den letzten Jahren mit Milliardenaufwand eingespart hat.
Verbrannte Biomasse
Die Menge der verbrannten Biomasse haben die Forscher bestimmt, indem sie die Dicke der verbrannten Torfschicht mit der durch Satellitenbilder dokumentierten Brandflächen gegengerechnet haben. Die indonesischen Behörden machen ausschließlich die Dürreperioden während der El-Niño Jahre für die Waldbrände verantwortlich. Doch Siegert ist anderer Meinung: "Obwohl die großen Torfwaldbrände immer parallel zu einem starken El -Niño Jahr stattfinden, kann man auf den Satellitenfotos eindeutig erkennen, dass die größten Brandschäden in unmittelbarer Nähe zu den Rodungsflächen und Entwässerungsgräben liegen - und diese wurden hauptsächlich zur Holzgewinnung und zur Trockenlegung der Torfsümpfe für den Reisanbau angelegt." Das Problem ist also von Menschenhand gemacht.
Verlockende Profite
Die Bodenfeuchtigkeit in einem natürlichen Regenwald ist viel zu hoch, als dass der Torfboden Feuer fangen kann. Ungestörte Torfregenwälder brennen deshalb normalerweise nicht. Die temporären Spitzen der seit 1952 kontinuierlich ansteigenden, globalen CO 2 -Kurve zeigen, dass neben der industriellen Verschmutzung in den letzten Jahren die Waldbrände eine der wichtigsten Ursachen für die Verstärkung des globalen Treibhauseffektes sind.
Laut dem Ökologen Siegert sind die enorm hohen Spitzen des Kohlendioxidausstoßes im Januar 1998 sowie in den Jahren 2002 und 2003 sehr wahrscheinlich auf die indonesischen Torfwaldbrände zurückzuführen.
Es wird massiver internationaler Anstrengungen bedürfen, damit die tropischen Torfwälder Südostasiens in den nächsten Jahren nicht vollständig in Rauch aufgehen", ist Siegert sicher. Doch dieses Ziel ist momentan nicht in Sicht. Deutschland etwa hat die Entwicklungszusammenarbeit mit Indonesien in diesem Bereich beendet - mit der Begründung, dass auf indonesischer Seite die politischen Voraussetzungen für den Erfolg fehlen. Und tatsächlich stecken indonesische Regierung und Rodungsunternehmen häufig unter einer Decke. Es locken die hohen Profite des Tropenholzhandels.
Lösungsmöglichkeiten
"Wenn wir aber mit unserem technologischen Wissen nicht helfen, die Waldbrände zu kontrollieren, verbessert sich die Situation natürlich auch nicht", meint Siegert. Deshalb hat er über Auswege nachgedacht. "Man sollte über Ausgleichzahlungen für die Erhaltung der Torfwälder an die indonesische Seite nachdenken. Außerdem müssen wir daran arbeiten, dass die tropischen Regenwälder in das Kyoto-Protokoll aufgenommen werden. Das Problem ist von zu großer globaler Bedeutung, als dass wir es einfach ignorieren können."
Um die Brände rechtzeitig zu entdecken und ihren CO 2 -Ausstoß genau ermitteln zu können, entwickeln Wissenschaftler vom deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) derzeit spezielle Kameras und Sensoren. Die Ingenieure um Professor Dieter Oertel vom DLR-Institut für Planetenforschung wollen diese neuen Entwicklungen später auf europäischen Raumfahrtsatelliten einsetzen.
"Denn erst wenn man die enormen Kohlendioxid-Ausstoßmengen genau quantifizieren kann, wird die Weltöffentlichkeit wirklich darauf aufmerksam werden", ist Oertel überzeugt. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Nach momentanem Stand könnte der erste Satellit mit den neuen Messsensoren im Jahr 2012 die Erde umkreisen.