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Brexit darf nicht zur Posse werden

Von Bernhard Baumgartner

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Der Streit geht schon länger - aber es ist einer um des Kaisers Bart. Griechenland will von Großbritannien Kulturgüter zurück, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Athen nach London gebracht wurden - darunter das beeindruckende Parthenon-Fries, das im British Museum wunderbar ausgestellt ist. Nun ist auf Drängen Griechenlands ein entsprechender Passus zum Positionspapier der EU für die beginnenden Brexit-Verhandlungen hinzugefügt worden. Das ist freilich Unfug. Niemand außer Griechenland hat Interesse an dieser Rückgabe - aber alle 27 EU-Länder sollten ein Interesse daran haben, dass man es Großbritannien möglichst schwer macht, das offensichtlich von den rücksichtslosen Hardlinern auf der Insel bereits eingeplante Scheitern der Verhandlungen der EU in die Schuhe zu schieben. Solche hochgradig symbolischen aber sonst unerheblichen Punkte, die mit Handelsbeziehungen nichts zu tun haben, ins Spiel zu bringen ist strategisch unklug, ja sogar fahrlässig. Wichtiger wäre es, die Kräfte zu bündeln, um zu zeigen, was alles auf dem Spiel steht. Nämlich nicht ein paar Museumssteine, sondern hunderttausende Jobs und Lebensentwürfe auf beiden Seiten des Kanals. Man darf Johnson und Konsorten nicht so einfach damit davonkommen lassen, das Leben von Europäern mutwillig in Stücke zu sprengen. Also wäre es besser, bei der Sache zu bleiben und nicht irgendwelche (zumal ebenso nationalistischen) Fantasieforderungen zu formulieren, die keiner erfüllen kann.