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"Ich liebe die Menschen". | Wien. Die ÖAAB-Bundesfrauenvorsitzende Gertrude Brinek folgt Maria Fekter im Amt der Volksanwaltschaft. Die bisherige ÖVP-Wissenschaftssprecherin wurde in der Nacht auf Donnerstag etwas überraschend vom ÖVP-Klub für das Amt nominiert. Die 56-Jährige setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen den als Favoriten gehandelten Peter Sonnberger durch. Offiziell gewählt wird Brinek am heutigen Donnerstag im Plenum des Nationalrates.
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Gertrude Brinek zeigte sich nach dem Entscheid des ÖVP-Klubs äußerst überrascht und zufrieden zugleich. Die Niederösterreicherin war zuvor in einer internen ÖAAB-Abstimmung Peter Sonnberger unterlegen und hatte daraufhin gebeten, sie im Klub gar nicht zur Wahl vorzuschlagen. Dennoch erhielt sie im ersten - offenen - Wahlgang ausreichend Stimmen, was eine Stichwahl gegen Sonnberger notwendig machte, der die absolute Stimmen-Mehrheit verfehlt hatte.
Dem Vernehmen nach konnte Brinek den zweiten Wahlgang knapp mit 35:32 Stimmen für sich entscheiden. Von eine Kampfabstimmung wollte sie im Anschluss nicht sprechen: "Wir waren zwei gleich gute Kandidaten". Gefragt, ob es sich um ein Match Frau gegen Mann gehandelt habe, meinte sie: "Das mag ein bisschen mitgespielt haben".
Für ihr zukünftiges Amt will die 56-Jährige ihre langjährige "Erfahrung als Nationalrätin" einbringen. "Versorgungsposten" sei es jedenfalls keiner, vielmehr bedeute die neue Aufgabe - neben den beiden Volksanwälten Peter Kostelka (S) und Terezija Stoisits (G) - eine "Weiterentwicklung der persönlichen Tätigkeit". Sich selbst beschreibt die zukünftige Volksanwältin als "prinzipientreu, lösungsorientiert und offen"; als besonderes Merkmal nannte sie "Zähigkeit" - und: "Ich liebe die Menschen".
Die Kür Brineks kann auch als Erfolg für ÖVP-Frauenchefin Maria Rauch-Kallat gewertet werden, die sich im Vorfeld gegen einen männlichen Kandidaten ausgesprochen und die Aufstellung einer Frau aus dem ÖAAB angekündigt hatte. Die ehemalige Frauenministerin erklärte nach der Klubsitzung gegenüber der APA, das Ergebnis "freut mich". Die Stimmen für Brinek seien ein "Zeichen der Solidarität" gewesen.
Formal muss der ÖVP-Klub Brinek am Donnerstag als Kandidatin im Hauptausschuss des Nationalrates vorschlagen. Anschließend wird sie per Abstimmung im Plenum offiziell zur Volksanwältin bestellt.
Brinek ist bereits seit 25 Jahren politisch aktiv. Ihre politische Karriere startete sie 1983 als Bezirksrätin in der Leopoldstadt. Die Volks- und Hauptschullehrerin war nach ihrer Unterrichtstätigkeit u.a. Assistenzprofessorin am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien. 1988 wechselte sie für zwei Jahre in den Nationalrat, danach war sie bis 1994 Landtagsabgeordnete und Gemeinderätin - seitdem sitzt sie im Nationalrat. Bereits 2007 peilte sie das Amt der Volksanwältin an, scheiterte damals aber an Fekter. Brinek ist seit 35 Jahren mit dem langjährigen Pressesprecher des ÖVP-Klubs, Karl Brinek, verheiratet. 8APA)