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AMS-Wien knüpft enge Bande zu den Unternehmen. | Heuer sollen 70.000 offene Stellen besetzt werden. | Wien. Hinter den altehrwürdigen Mauern des Wiener Dorotheums verbergen sich nicht nur unzählige Kunstwerke, wertvoller Schmuck und Sammlerstücke aller Art. Das noble Wiener Innenstadtpalais beherbergt nämlich darüber hinaus die Zentrale eines expandierenden Unternehmens: Das Auktions-, Handels- und Pfandhaus Dorotheum verfügt mittlerweile über 30 Standorte in ganz Österreich - davon alleine 15 in Wien. Und diese müssen natürlich mit den richtigen Mitarbeitern bestückt werden.
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Dabei vertraut Dorotheum-Personalchefin Martina Zidek nicht nur auf die klassischen Formen der Mitarbeitersuche, wie etwa das Schalten von Stellenanzeigen: Seit fünf Jahren setzt das Traditionshaus - das alleine in der Bundeshauptstadt rund 400 Personen beschäftigt - außerdem auf die Dienste des Wiener Arbeitsmarktservice (AMS).
"Etablierte Plattform"
"Wir melden 80 bis 90 Prozent unserer offenen Stellen beim AMS", erklärt Zidek gegenüber der "Wiener Zeitung". Einerseits sei das Arbeitsmarktservice eine "gut etablierte Plattform", andererseits wären viele Stellen aufgrund des Anforderungsprofils besonders gut durch das AMS zu besetzen.
Im Dorotheum kommt es in vielen Bereichen nämlich auf die Berufserfahrung an - und arbeitslos gewordene Spezialisten, die sich sonst bei der Job-Suche eher schwer tun würden, sind da mitunter besonders gefragt. "Wir suchen laufend Schätzmeister für den Pfandbetrieb", meint Zidek. Voraussetzung dafür ist eine Ausbildung zum Gold- und Silberschmied - plus jede Menge Erfahrung.
"Die Leute müssen ein Gefühl für die Dinge haben", erklärt Andreas Wedenig, Leiter des Pfandbereichs im Dorotheum. Um eine gute Bewertung - bei der es letztendlich um viel Geld gehen kann - innerhalb weniger Minuten durchführen zu können, sollte man "tausende Stücke" gesehen haben, so Wedenig.
Keine Angst vor Älteren
Bei der Einstellung älterer Mitarbeiter - sonst ein großes Problem bei der Vermittlung von Arbeitslosen - hat man im Dorotheum dementsprechend wenig Berührungsängste: "Der ideale Schätzmeister hat weiße Haare und einen grauen Bart", meint Wedenig augenzwinkernd. Natürlich hätten auch Jüngere eine Chance: Letztendlich komme es darauf an, wie glaubhaft jemand seine Fachkompetenz präsentiert. Wedenigs Erwartungen ans AMS sind klar: "Bringen Sie uns ein paar Kandidaten!"
Genau das geschieht seit geraumer Zeit: Laut Waltraud Breslmayr, die beim AMS für die Kooperation mit verschiedenen Unternehmen verantwortlich ist, kommt rund die Hälfte der 60 bis 70 Neueinstellungen, die das Dorotheum pro Jahr tätigt, vom Arbeitsmarktservice. So auch Thomas S. (Name von der Redaktion geändert), der seit Ende Jänner im Lagerbereich tätig ist. Der 21-Jährige ist gelernter Bau- und Möbeltischler. Seinen Job in einer Kunsttischlerei hatte S. verloren, nachdem dort die Aufträge ausgeblieben waren. Nach rund zwei bis drei Monaten Arbeitslosigkeit ohne seriöses Job-Angebot sei er dann ans Dorotheum vermittelt worden, erzählt der junge Mann.
240 Kooperationen
"Lieber wäre es mir natürlich schon, Möbel selber zu bauen, als diese zu schlichten", meint S. mit einem leisen Anflug von Wehmut. Letztlich zeigt sich der Handwerker aber durchaus zufrieden, dass er wieder einen Arbeitsplatz hat: Allerdings beschleicht ihn manchmal ein eigenartiges Gefühl, wenn er jetzt Stücke in die Hand bekommt, die er vor einem Jahr noch selbst restauriert hat.
Insgesamt versucht das AMS Wien, möglichst enge Bande mit größeren Unternehmen wie dem Dorotheum zu knüpfen. Derzeit gibt es etwa 240 derartige Kooperationen. Das Arbeitsmarktservice übernimmt unter anderem die Vorselektion möglicher Kandidaten und kümmert sich um diverse Fördermodelle.
Laut der stellvertretenden Geschäftsführerin des AMS Wien, Ingeborg Friehs, sollen heuer 70.000 offene Stellen akquiriert werden. Das wären um 10.000 mehr als im Vorjahr, und derzeit liege man - auch wegen der guten Konjunktur - sogar über dem Plan.