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Bringt mehr Preistransparenz weniger Teuerung?

Von Monika Köppl-Turyna

Gastkommentare
Monika Köppl-Turyna ist Ökonomin und Direktorin des Forschungsinstituts Eco Austria.

Wenige große Firmen kontrollieren in Österreich fast den gesamten Lebensmittelhandel.


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Die Inflation war in Österreich zuletzt höher als etwa in Deutschland oder der Eurozone. Auch wenn die Haupttreiber der derzeitigen Teuerung nicht die Lebensmittelpreise sind, sondern primär Dienstleistungen und die Haushaltenergie, versucht die Politik aufgrund der hohen medialen Relevanz dieses Themas auch in diesem Markt Schritte zu setzen. Könnte also mehr Preistransparenz helfen?

Der Lebensmittelhandel ist in Österreich vergleichsweise konzentriert - wenige große Firmen kontrollieren fast den gesamten Markt. Dieses so genannte Oligopol führt dazu, dass hier höhere Margen verlangt werden als in den Ländern, wo mehr Wettbewerb herrscht. Österreichische Konsumenten haben auch ein bisschen niedrige Nachfrageelastizität - das heißt, sie reagieren weniger stark auf die Preisänderungen als woanders - was die Margen noch ein Stückchen höher ausfallen lässt. Diese Situation führt dazu, dass man in Österreich seit Längerem für dieselben Produkte mehr zählt als etwa in Deutschland.

In einem solchen Umfeld muss man vorsichtig vorgehen. Ein Argument für die Preistransparenz ist, dass dadurch die Information der Konsumenten verbessert wird und die sog. Suchkosten geringer ausfallen, was den Wettbewerb stärkt. Aber auch ein antikompetitiver Effekt ist denkbar: höhere Preistransparenz macht es einfacher für die Produzenten, die Preise der Konkurrenz herauszufinden und somit implizite Preisabsprachen zu erleichtern. Es ist auch einfacher zu kontrollieren, ob sich der Konkurrent an die Preisabsprachen hält.

Empirisch gesehen fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. Die obligatorische Offenlegung der Preise auf dem deutschen Benzinmarkt führte zu einem Rückgang der Gewinnspannen im Einzelhandel um 13 Prozent. In Chile erhöhte eine ähnliche Politik die Gewinnspannen im Durchschnitt um 9 Prozent, obwohl die Auswirkungen je nach Intensität des lokalen Suchverhaltens unterschiedlich waren: am wenigsten stiegen die Preise in Gebieten mit hoher Suchintensität, wo auch die Einkommen höher sind, was zu unbeabsichtigten negativen Verteilungseffekten geführt hat. In Israel führte die Preistransparenz der Preise zwischen Baumärkten zu einem Rückgang der Preise um 5 Prozent.

Was sich zeigt, ist, dass man die Regelung gut überlegen muss, um unbeabsichtigte Konsequenzen zu verhindern. Wenn etwa nur die niedrigsten Preise gelistet werden, könnten die Supermärkte Eigenmarken durch andere Produkte quersubventionieren und andere Preise in die Höhe treiben. Wenn etwa fixe Warenkorbe veröffentlicht werden, würden die Firmen wissen, welche Preise sie senken müssen, um lediglich den betreffenden Warenkorb aus Sicht der Konsumenten zu optimieren. Eine Möglichkeit wäre, die Warenkörbe mit einem Zufallselement zu gestalten (etwa jeden Tag mit anderen Marken), um eine solche Preissetzung zu verhindern.

Angesichts der traditionell höheren Preise in Österreich könnte man auch mittelfristige Maßnahmen setzen. Mehr Wettbewerb durch erleichterten Zugang zum Markt würde helfen. Hier spielt etwa die Raumordnung eine Rolle, die oft verhindert, dass die internationalen Handelsketten große Supermärkte an den Stadträndern errichten. Auch mehr Handelsabkommen mit Produzenten von Lebensmitteln außerhalb Europas würden die Preise im Lande selbst unter Berücksichtigung der CO2-Steuer fallen lassen.

So eine Wirtschaft: Die Wirtschaftskolumne der "Wiener Zeitung". Vier Expertinnen und Experten schreiben jeden Freitag über das Abenteuer Wirtschaft.