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Briten verstärken die dritte Säule

Von Rosa Eder, Edinburgh

Wirtschaft

Im November 1991 fand der britische Verleger Robert Maxwell im Seegebiet vor den Kanarischen Inseln ein nasses Grab. Posthum stellte sich heraus, dass der Medien-Tycoon mehrere Millionen Pfund aus Pensionsfonds der von ihm kontrollierten Firmen entwendet hatte und seine Mirror-Verlagsgruppe hoch verschuldet zurückgelassen hatte. Leidtragende waren auch zahlreiche Pensionisten, die um ihr Geld gebracht wurden.


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Angesichts der verhältnismäßig niedrigen staatlichen Pensionsleistungen und der Forcierung der privaten Altervorsorge über die zweite und dritte Säule entstand für die britische Regierung dringender Handlungsbedarf. Die Rentengesetzgebung wurde 1995 in Reaktion auf die Maxwell-Affäre verschärft, berichtete John Roberts, Aktuar bei der Canada Life Insurance, in seinem Vortrag im Rahmen eines Symposiums der Raiffeisen Versicherung in Edinburgh.

In Großbritannien kommen nur mehr rund 60% der Pensionen aus dem staatlichen System, 40% stammen aus der betrieblichen (2. Säule) oder der privaten Vorsorge (3. Säule). Bis zum Jahr 2050 soll das Verhältnis 40:60 lauten, sagte Steven Cameron von The Scottish Equitable. Jüngster Streich der Regierung, um die Bevölkerung zu mehr privater Vorsorge für den Ruhestand zu ermutigen, ist die Einführung sogenannter Stakeholder-Pensionen. Noch immer würden nach Ansicht der Regierung zu wenige Menschen in Großbritannien für den Ruhestand sparen, so Cameron.

Die für die Arbeitnehmer freiwillige Stakeholder-Pension wurde im April 2001 eingeführt, wird steuerlich gefördert und kann im Alter zwischen 50 und 75 Jahren konsumiert werden. Die Pension läuft über den Arbeitgeber, der die Beiträge direkt vom Gehalt abzieht, erläutert Cameron einige Eckpunkte des Modells. Alle Arbeitgeber ab 5 Mitarbeitern müssen diese Pensionen anbieten, außer sie haben ein betriebseigenes Modell. Die Mindesteinzahlung beträgt 20 Pfund. Auch Eltern können für ihre Kinder einen Stakeholder-Pensionsvertrag bis zu einer Höchstsumme von 3.600 Pfund im Jahr abschließen. Über die Veranlagung entscheiden die Arbeitnehmer selbst. Derzeit gibt es 46 Anbieter von Stakeholder-Pensionen.

In Großbritannien kommt jeder Bürger in den Genuss einer einkommensunabhängigen Altersgrundpension (Basispension) , die allerdings zum Leben nicht ausreicht. Alleinstehende etwa erhalten 75 Pfund pro Woche. Daneben gibt es das einkommensabhängige SERPS-System, auch dieses ist nicht sehr großzügig.