Der "gläserne" Konsument wird in Großbritannien vielleicht schon bald Realität. Die privaten Kfz-Versicherer wollen in Zukunft ihre Kunden noch genauer unter die Lupe nehmen, um Hinweise auf die | Risikobereitschaft der Autolenker zu sammeln. Die Neugier der Versicherungen ist groß.
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"Rauchen Sie? Wie steht's mit Alkohol? Welche Farbe hat Ihr Auto? Haben Sie Kinder? Was lesen Sie am liebsten? Haben Sie Kredite laufen?" · Solche und weitere indiskrete Fragen nach der
Lebensführung lassen Rückschlüsse auf das Fahrverhalten ziehen, und einige Versicherungen wollen diese Faktoren auf der Suche nach Wettbewerbsvorteilen genau prüfen. Schon bisher hing die Höhe der
Kfz-Prämie von bestimmten Faktoren ab, wie z.B. Alter des Fahrers, Fahrzeugklasse, Wohnort sowie Alter und Diebstahlsicherheit des Fahrzeugs.
Dazu muß man wissen, daß in Großbritannien im Unterschied zu Österreich nicht das Fahrzeug, sondern die Person, die es lenkt, versichert sein muß. Daß dieses System von "schwarzen Schafen" ausgenutzt
wird, die Autos lenken, ohne versichert zu sein, liegt auf der Hand. Laut Schätzungen benützen 5% der Autofahrer ihr Fahrzeug illegal, erwischt wird nur selten jemand, und wenn, dann meistens nur
durch Zufall.
Für die jährlich etwa 250 Mill. Pfund (rund 5,2 Mrd. Schilling) teuren Schäden, die von Trittbrettfahrern verursacht werden, müssen die Assekuranzen aufkommen, hieß es unlängst bei einer vom Verband
der Versicherungsunternehmen Österreichs organisierten Informationsveranstaltung über den britischen Versicherungsmarkt in London.
Ein weiterer Dorn im Auge der Branche ist das mutwillige Inbrandstecken von Autos. Täglich werden etwa 100 Fahrzeuge angezündet, um einen fingierten Auto-Diebstahl zu vertuschen. Versicherungsbetrug
verursachte 1998 geschätzt Aufwendungen in Höhe von umgerechnet 13,7 Mrd. Schilling, wodurch sich die Versicherungen veranlaßt sehen, die Kfz-Prämien zu erhöhen.
Strafen sind zu mild
Eine Verschärfung der Strafen wird von der Versicherungswirtschaft vehement gefordert. Große Hoffnungen setzt man auch auf das vor vier Jahren eingerichtete "Crime & Fraud Prevention Bureau", das
bereits auf erste Erfolge im Kampf gegen Versicherungsbetrüger verweisen kann.