EU hebt Exportbeschränkungen für Rindfleisch auf. | London. (dpa) Das Angebot an britischem Rindfleisch ist im Londoner Supermarkt groß: normales Filet, Öko-Filet oder das von Gourmets geschätzte Fleisch mit dem Gütesiegel des Starkochs Jamie Oliver. In Kürze wird britisches Rindfleisch auch im Rest der Welt wieder zu kaufen sein. Zehn Jahre nach der Verhängung eines weltweiten Exportverbots für "British Beef" hat der EU-Veterinärausschuss gestern, Mittwoch, dessen Aufhebung beschlossen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das Verbot war im März 1996 verhängt worden, als die Schlagzeilen die Angst vor BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) beherrschte, einer tödlichen Erkrankung des Gehirns, die meist bei Schlachtrindern auftrat - deshalb auch Rinderwahnsinn genannt. Dabei bestand die Gefahr, dass Menschen nach dem Verzehr von Rindfleisch an einer Variante, der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, sterben könnten.
Die ersten BSE-Erkrankungen wurden Mitte der 80er-Jahre bei zehn Rindern in der südostenglischen Grafschaft Kent festgestellt. Auf dem Höhepunkt der Krise waren es auf der britischen Insel 37.000 Fälle pro Jahr. Insgesamt mussten mehr als 183.000 BSE-Rinder geschlachtet werden. Durch strenge Kontrollen und Richtlinien gelang es jedoch, die Zahl bis auf 161 Fälle im Vorjahr zu senken. Das war Voraussetzung für die Aufhebung des Ausfuhrstopps. Die "kritische Marke" liegt laut Weltgesundheitsorganisation WHO bei 200 Fällen pro Land.
"Wir wissen, dass unser Fleisch zumindest genau so sicher ist wie jedes andere Fleisch, das irgendwo anders innerhalb der EU hergestellt wird", sagt Umweltministerin Margaret Beckett. Allerdings musste in den vergangenen Monaten bei der EU heftig verhandelt werden, bevor der Beschluss einstimmig war. Das - noch nötige - Einverständnis der EU-Kommission gilt als Formsache.
Für die britische Landwirtschaft geht damit ein schlimmes Jahrzehnt zu Ende. Der Bauernverband beziffert den Gesamtschaden auf bis zu zehn Milliarden Euro. Den Rinderzüchtern von der Insel ist klar, dass sie den Vertrauensverlust erst wieder wettmachen müssen. Aber irgendwann, so hoffen sie, wird British Beef auch anderswo in Europa wieder geschätzt.