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Brot und Bewegung

Von Tamara Arthofer

Leitartikel
Tamara Arthofer

Das Ausspielen verschiedener Bereiche ist zur törichten Praxis verkommen.


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Es ist Kitzbühel-Wochenende, und die ganze (Sport-)Öffentlichkeit schaut hin. Die ganze? Nun ja, vielleicht nicht die ganze, vielleicht aber sogar mehr Menschen als sonst: Die einen, weil sie das Spektakel jenseits von DJ Ötzis, Arnold Schwarzeneggers und Co einmal pur erleben wollen, weil Sport zumindest noch ein bisschen Eskapismus in Zeiten wie diesen bietet; die anderen, weil die Diskussionen um Bevorzugung des Sports im Generellen und jene des Skifahrens im Besonderen fast ebenso polarisieren wie jene um Impfbevorzugungen und Massentests.

Der Sport lässt dann eben doch keinen kalt. Nur ausüben kann man ihn halt derzeit schwer. Die Diskrepanz zeigt sich in erschütterndem Ausmaß in den Mitgliederzahlen der Vereine, die im vergangenen Jahr um ein Drittel eingebrochen sind. Verständlich, haben Menschen doch angesichts explodierender Arbeitslosigkeit, der Sorge um die eigene Gesundheit oder jene von Angehörigen andere Probleme, als Mitgliedsbeiträge für Vereine zu zahlen, in denen eine aktive Beteiligung gerade ohnehin nicht möglich ist. Auch die Marie-Antoinette’sche Forderung, wenn Eltern Kinder schon nicht in den Verein bringen können, sollen sie halt selbst für sportliche Auslastung sorgen, geht an der Lebensrealität vieler, die mit Beruf, Homeschooling und anderen Anforderungen des täglichen Lebens genügend ausgelastet sind, vorbei - und ist ebenso wenig hilfreich wie das zur törichten Praxis verkommene Ausspielen der unterschiedlichen Bereiche gegeneinander.

Dass der Sport angesichts der Notwendigkeit immer neuer Wirtschaftshilfen, einer nicht ganz einfachen europäischen Abstimmung, einer Pandemie, die jeden Tag aufs Neue schwer zu antizipierende gesundheitspolitische Herausforderungen mit sich bringt, und verständlicher Interessen anderer Branchen auch für die Politik nicht ganz oben auf der Agenda steht, ist eine zu akzeptierende Tatsache. Dennoch wäre es an der Zeit, auch hier Perspektiven zu schaffen. Schließlich sind neben den sozialpsychologischen Folgen von Bewegungsarmut auch die volkswirtschaftlichen und jene für das Gesundheitssystem nicht zu unterschätzen; Internisten warnen schon seit dem ersten Lockdown davor.

Freilich: Ohne strengstmögliche Hygiene- und Präventionsmaßnahmen wird es nicht gehen. Sich allein auf die Politik zu verlassen, wird zu wenig sein, weshalb sich die elf Mannschaftssportverbände Österreichs zusammengeschlossen haben, um eine "Return to Sport"-Strategie zu entwickeln - damit der Weg zum Kühlschrank nicht die einzige Corona-sichere Bewegungsmöglichkeit bleibt. Sonst braucht man über künftige Streif- oder Olympiasieger nicht einmal mehr nachzudenken.