Eine erste Teilanklage könnte bereits diesen Sommer erfolgen. | Mitte Juni werden erneut Verdächtige vernommen. | Wien. Im Strafverfahren (Aktenzahl 607 St 61/09p) um die desaströsen Anlagegeschäfte der Bruck-Invest Beteiligungs- und Verwaltungs AG und ihrer Töchter auf den British Virgin Islands geht es ans Eingemachte. Staatsanwalt Michael Schön und Gerichtsgutachter Gerhard Altenberger haben am vergangenen Donnerstag zwei der sieben Verdächtigen einvernommen.
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Mitte Juni finden die nächsten Vernehmungen statt. Im Mittelpunkt stehen: Walter O., von 2001 bis Oktober 2008 Vorstand der Bruck-Invest, und Reinhard S., u.a. Mitarbeiter von dessen Vermögensberatung.
"Es sind noch nicht alle Beschuldigteneinvernahmen abgeschlossen, das sollte aber bis Ende Juni gelingen", bestätigt Erste Staatsanwältin Michaela Schnell gegenüber der "Wiener Zeitung". "Die Einvernahmen sind intensiv und dauern bis zu sieben Stunden." Nachsatz: "Eine Teilerledigung des Falles könnte noch im Sommer erfolgen." Damit steht eine Anklage im Raum.
Laut Aktenlage wird den Finanzzampanos vorgeworfen, "die Kunden über die Veranlagungsstrategie und Sicherheit des Investments getäuscht zu haben". "Es besteht der Verdacht, dass anvertraute Gelder wissentlich durch krass risikobehaftete Spekulationsgeschäfte (.. .) durch Investitionen in vertraglich nicht vereinbarte hoch riskante Geschäfte verschleudert wurden, ohne die marktüblichen Sicherheiten zum Schutze der Anleger zu bilden", heißt es im Strafakt. Die Vorwürfe werden von den sieben Verdächtigen bestritten. Wie dem Akt auch zu entnehmen ist, weisen O. und S. den Verdacht der Täuschung und Bereicherung zurück.
Modus operandi
Bruck-Invest hat über ihre vier "Investmentvehikel" in der Karibik und mit Hilfe von Vertriebsfirmen - darunter sind Walter O.s Firma und der umstrittene Vermittler Anaxo - Anleihen und Genussrechte unter die Leute gebracht. Die Anlagestrategie glich der eines Hedgefonds.
Laut dem Teilgutachten des Sachverständigen sind "die Verluste des Hauptvehikels ,Bruck-Bond Aktiv zum überwiegenden Teil auf Transaktionen mit Devisenoptionen zurückzuführen". "Die Optionen wurden nicht zur Absicherung von Währungsrisiken eingegangen", heißt in der 93 Seiten starken Expertise. "Es wurden überwiegend ungedeckte Optionen geschrieben, bei denen das Verlustpotenzial unbeschränkt ist. Es ist davon auszugehen, dass der Handel mit Devisenoptionen seit Ende 2007 die Hauptstrategie des ,Bruck-Bond Aktiv war." Nach Angaben des Gutachters soll "diese Vorgangsweise im Widerspruch zur auf den Fact sheets kommunizierten Anlagestrategie stehen".
Demnach hat Bruck-Invest rund 50,6 Millionen Euro Verlust gefahren, zumindest 30,6 Millionen Euro soll laut Altenberger der Anlegerschaden betragen. Da aber auch die Investmentvehikel "Bruck-Index Aktiv" und "Bruck Invest Absolut Return" im "Bruck-Bond Aktiv" veranlagt wurden, schlugen dessen Verluste auf diese anderen Rechnungskreise durch.
Indes hat sich Bruck-Invest-Masseverwalterin Ulla Reisch dem Strafverfahren nicht nur als Privatbeteiligte angeschlossen, sondern hat im Privatkonkurs von Walter O. "für sämtliche Gesellschaften Forderungen in Höhe von insgesamt 277,993 Millionen Euro angemeldet".