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Brückenschlag zum Westen

Von WZ-Korrespondentin Heike Warmuth

Politik

Moslem-Konferenz in Kopenhagen. | Kopenhagen. Muslimische Eliten suchen nach Möglichkeiten den tiefen Graben zwischen dem Islam und der westlichen Welt zu überbrücken. Rechtzeitig zum ersten Jahrestag der Terror-Anschläge in London haben einander junge einflussreiche muslimische Meinungsführer aus 15 westlichen Ländern am 7. Juli in Kopenhagen getroffen. Das dreitägige "Muslim Leaders of Tomorrow Forum" (Forum der moslemischen Führer von morgen) soll länderübergreifende Strategien hervorbringen, das angeknackste Verhältnis zwischen der islamischen Welt und dem Westen zu verbessern.


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"Es liegt in der Hand der jungen Generation Wege zu finden, um einer weiteren islamischen Radikalisierung, die immer mehr Jugendliche in ihren Bann zieht, Einhalt zu gebieten", sagte Imam Feisal Abdul Rauf, einer der führenden Islamexperten der USA. Es sei an der Zeit, dem Propaganda-Feldzug einer statistisch nicht einmalwahrnehmbaren, aber gefährlichen Minderheit Einhalt zu gebieten. Dabei will er auf die moderaten, meist westlich erzogenen jungen Muslime setzen. Dass gemäßigte Muslime beim Abbau von Vorurteilen eine wichtige Rolle spielen, ergab auch ein vor kurzem in Washington erschienen Studie.

Harte Fronten zwischen Westen und Muslimen

Laut Umfrage, bei der 14.000 Menschen aus 13 Ländern teilgenommen haben, hat sich das Verhältnis zwischen Muslimen und dem Westen gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Während viele Menschen im Westen Muslime als fanatisch, gewaltbereit und intolerant sehen, ist der Westen für Muslime egoistisch, lasterhaft und gierig. Die größten Vorbehalte gegenüber Muslimen gibt es dabei in Deutschland und Spanien. Die wenigsten in Frankreich und England.

"In unserer Brust schlagen zwei Herzen. Eines für unser westliches Heimatland, in dem wir geboren und aufgewachsen sind und eines für unsere Religion. Doch nach 9/11 waren wir plötzlich nicht mehr integrierte Staatsbürger, sondern nur mehr Muslime, von denen angenommen wird, dass sie mit den Terroristen sympathisieren", erklärt Sayyeda Mirza vom New Yorker "East West Institut" das Dilemma, in dem sich viele westliche Muslime zur Zeit befinden. "Man begegnet uns mit Misstrauen, das gekonnt von wenigen, politisch motivierten Radikalen angeheizt wird."

Daher wollen die jungen Muslime jetzt eine Strategie finden, dem Westen klar zu machen, dass die Mehrheit der 1,2 Milliarden Moslems weltweit friedfertige Menschen sind und mit Extremismus à la Bin Laden nichts am Hut haben.

Welttreffen religiöser Führer in Moskau

Die Verantwortung der Religionen für den Frieden ist derzeit in Moskau ein Thema. In der russischen Hauptstadt hat am Dienstag auf Einladung der russisch-orthodoxen Kirche ein "Welttreffen religiöser Führer" begonnen. Das internationale Forum von Christen, Muslimen, Juden und Buddhisten will eine Deklaration für den G-8-Gipfel Mitte Juli in Sankt Petersburg erarbeiten.

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, das Oberhaupt der Weltorthodoxie, und die Patriarchen von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem nehmen nicht an dem Treffen teil. Von einer Einladung des tibetischen Exil-Oberhaupts, des Dalai Lama, wurde mit Rücksicht auf die russisch-chinesischen Beziehungen Abstand genommen.