Heimische Forstwirtschaft bereitet sich auf "extreme Bedingungen" vor. | Holz-Preis hat sich nach Orkan "Kyrill" stabilisiert. | Wien. "Mit einer totalen Entwaldung müssen wir nicht rechnen - aber mit einer teilweisen." Felix Montecuccoli will die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder aber nicht abwarten - denn schließlich geht es dabei nicht nur um Bruder Baum, sondern auch um die Einnahmen der Betriebe.
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Der Präsident des Verbandes Land & Forst Betriebe Österreich wünscht sich die Finanzierung eines "Langzeitforschungsprogramms". Erforscht werden soll, welche Bäume unter welchen Bedingungen am besten gedeihen. "Heute sind manche Bedingungen extrem, etwa Trockenperioden, in Zukunft sind diese vielleicht normal", erklärt er. "Die eine Baumart kann unter diesen Bedingungen nicht mehr leben - und eine andere noch nicht." In der Zwischenzeit könnten Jahre vergehen - die Entwicklungsphase vom Wald (also vom "Kind" zum "Erwachsenen") dauert etwa 80 Jahre. Es gehe also darum, herauszufinden, wo die Information in einer Holzart gespeichert ist, die es ermöglicht, geeignetes Saatgut zu entwickeln. Um diese "genetische Selektion" vornehmen zu können, müssen Datenbanken erstellt und Probe-Bäume gezogen werden.
Alles in allem werde dies wohl 15 Jahre dauern, und die Zusammenarbeit vieler Einrichtungen erfordern, meint Montecuccoli. Er nennt das Forschungszentrum Seibersdorf ebenso wie das Bundesamt für Wald und Universitäten. "Außerdem wird man Know-how zukaufen müssen." Experten gebe es in Kanada, den USA und Skandinavien; ein gesamtes Konzept zu übernehmen, sei aufgrund der unterschiedlichen Holzarten und Bedingungen aber nicht möglich, sagt Montecuccoli.
Wie viel Geld das kosten wird? "Viel", antwortet der Präsident. Er rechnet mit Kosten von 100.000 bis 200.000 Euro pro Jahr. Das Geld für das in Teilprojekte aufgeteilte Konzept möchte man sich bei verschiedenen Quellen holen, Lobbying wird unter anderem beim Umwelt- und beim Wissenschaftsministerium gemacht.
Mehreinnahmen durch biogene Treibstoffe
Und noch einen Wunsch äußerte Montecuccoli am Dienstag: Ausschreibungen bei der Neubeschaffung von Fuhrparks sollten das Kriterium "biogene Treibstoffe" berücksichtigen. "Dies würde einen enormen Impuls für andere bedeuten", meint Montecuccoli. Von der Bundesbeschaffungsgesellschaft heißt es dazu, dass es ab Sommer jeweils drei Rahmenvereinbarungen für Erdgas-, Hybrid- und Ethanolfahrzeuge geben wird; auf diese kann dann zurückgriffen werden.
Die Forstwirtschaft ist auch derzeit mit der Marktsituation zufrieden: Auch wenn der Orkan "Kyrill" Spuren hinterlassen habe, so könne man von einem Preisverfall nicht sprechen. Der Durchschnittspreis für Sägerundholz lag 2005 bei 69,41 Euro je Festmeter, 2006 waren es 77,39 Euro und zu Beginn dieses Jahres 86 Euro. Nun habe sich der Preis bei 80 Euro stabilisiert. Es gebe trotz des Preisrückganges nach dem Sturm vom Jänner keine "zwingenden Gründe", dass der Preis weiter sinken müsse. Die Nachfrage in Europa sei gut, auch Asien entwickle sich positiv.