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Brüssel drängt auf Handelsregeln für Energiemarkt

Von WZ-Korrespondentin Martyna Czarnowska

Politik

Angebot und Nachfrage der Länder sollen besser abgestimmt werden.


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Brüssel. Wenn die Sonne in Spanien scheint, nützt das Deutschland im Nebel nichts. Das gilt nicht zuletzt für die Stromversorgung. Dabei könnte ein EU-weiter Markt für erneuerbare Energie so aussehen: Wenn die Deutschen wegen schlechter Wetterbedingungen nicht genug Solarstrom erzeugen, könnten sie diesen von den Spaniern beziehen. Oder umgekehrt: Sie könnten die Überkapazitäten, die durch Windkraft in der Nordsee entstehen, verkaufen anstatt den Polen Probleme zu verursachen, indem deren Leitungen durch die Leistung des Nachbarn überlastet werden.

Daher sehen die Pläne der EU-Kommission vor, dass sich in den kommenden zwei, drei Jahren ein europäischer Binnenmarkt etabliert, auf dem Strom und Gas über Ländergrenzen hinweg gehandelt und geliefert werden. Bloß: Dafür ist derzeit weder die nötige Infrastruktur vorhanden noch ein klares Konzept für eine Börse oder Zentrale, wo die Transaktionen abgewickelt werden. So sind die Stromnetze oft ungenügend miteinander verbunden, und manche Staaten - wie etwa die baltischen - sind vom europäischen Netz so abgeschnitten, dass sie fast zur Gänze auf Importe aus Russland angewiesen sind. Außerdem setzen etliche Regierungen noch immer auf Preisregulierungen. Nur ein Drittel der EU-Mitglieder - darunter Österreich und Deutschland - verzichtet auf solche Eingriffe in die Märkte.

Vorschriften bis Ende 2014

Deswegen drängt die Kommission die Staaten einmal mehr, die selbst gesteckten Ziele umzusetzen. Die Bemühungen sollen noch in diesem Monat intensiviert werden, und spätestens bis Ende des kommenden Jahres sollten die europaweit gültigen Marktregeln ausgearbeitet sein, befindet die Behörde. Denn ohne solche Vorschriften würden sich die Länder nicht so schnell von ihren nationalen Regelungen lösen, meinen die Brüsseler Experten.

Dabei verweisen sie auch auf ökonomische Vorteile eines gemeinsamen Energiemarktes: Laut einer von der Kommission in Auftrag gegebenen Studie würde er weniger Kosten verursachen als die jetzige Situation. Bei der Stromversorgung würde die Ersparnis demnach 12,5 bis 40 Milliarden Euro pro Jahr betragen und beim Gas bis zu 30 Milliarden jährlich.

Erreicht werden soll das mit einer Vernetzung, die die Kommission Marktbündelung nennt. So sollen schon jetzt miteinander verbundene Regionen - beispielsweise in Skandinavien - die Barrieren zu anderen abbauen. Die Berechnung der Kapazitäten und des optimalen Energieflusses sollte ebenso verbessert werden. Angebot und Nachfrage könnten dann für die gesamte EU abgestimmt werden. Wie und wo mit Strom und Gas gehandelt werden soll, müsste freilich auch noch geregelt werden.