Buddhisten aller Schulrichtungen feierten am Wochenende gemeinsam Vesakh, ihr wichtigstes Fest
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Es ist dem Gedenken an Geburt, Erleuchtung und Tod des Buddha gewidmet. 1999 wurde das Vesakh-Fest von den Vereinten Nationen als internationaler Feiertag offiziell anerkannt.
In Österreich sind zurzeit 25 Gruppen und Orden Mitglieder der Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft (ÖBR). Insgesamt gibt es hierzulande mehr als 50 buddhistische Tempel und Gebetsorte. Der Buddhismus ist eine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. "Das bedeutet, dass Vesakh für alle eingetragenen Buddhisten und auch für buddhistische Schulkinder ein offizieller Feiertag ist", betont Gerhard Weißgrab, der Präsident des ÖBR.
Der diesjährige Fokus des Festes liegt auf Sri Lanka. "Wir wollen jenen Ländern, in denen der Buddhismus entstanden und gewachsen ist und von denen aus die buddhistische Lehre in den Westen getragen wurde, unseren Dank ausdrücken", erläutert Weißgrab. "Wir bieten ihrem reichen Schatz an Kultur im Rahmen unserer Feier einen Raum an." Sri Lanka sei man sehr dankbar dafür, dass "es uns an seinen buddhistischen Lehren teilhaben lässt. Das geschieht nicht zuletzt in Person des ehrwürdigen Mönches Bhante Seelawansa", fährt Weißgrab fort.*Impressionen der Vesakh-Feierlichkeiten in München 2010*
Seit 1982 lebt Bhante Seelawansa in Österreich und ist hier spiritueller Leiter des Theravada Buddhismus. In Sri Lanka ist er bereits mit zehn Jahren einem buddhistischen Mönchsorden beigetreten. Als erster buddhistischer Mönch hat er an der Universität Wien promoviert, wo er heute Religionswissenschaften lehrt.
Buddhisten glauben, dass Buddha mit dem Tod in das Nirvana eingegangen ist. Es ist ein Tag der gemeinsamen Besinnung und auch ein Tag der Freude, da Buddhas Beispiel den Buddhisten den Weg der inneren Freiheit zeigt. Buddhisten orientieren sich an Buddhas Lehre und Leben. An Vesakh denken sie darüber nach, was die Erleuchtung Buddhas für ihr eigenes Leben bedeutet und wie sie selbst zur Erleuchtung gelangen könnten.
Das Fest hat aber auch noch andere Aspekte. "Der Gemeinschaft kommt im Buddhismus eine wichtige Bedeutung zu. Das Beisammensein und das gemeinsame Essen ist ein wichtiger Bestandteil des Festes", erklärt Weißgrab. Zentral ist für das Fest darüber hinaus der Gedanke des Schenkens (Dana). Bedürftige und Pilger erhalten Speisen und Gaben.
Ein Symbol für die Befreiung aus dem ewigen Kreislauf
In Asien ist Vesakh meist ein Lichter- oder Fahnenfest. Es gibt häufig Prozessionen durch festlich geschmückte Straßen. In manchen Ländern werden gefangene Vögel oder Tiere freigelassen, um sich mit dieser guten Tat religiöse Verdienste zu erwerben. Es ist auch ein Symbol für die Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt.
In Thailand, Myanmar und Sri Lanka wird das Fest mit besonders großem Eifer gefeiert. Gläubige in einfachen weißen Gewändern treffen sich in den festlich geschmückten Tempeln, um zu meditieren und die Predigten zu hören. Abends finden Lichterprozessionen statt, und es werden Blumenopfer dargebracht. In Nepal ist Vesakh ein öffentlicher Ruhetag, an dem niemand lebende Wesen töten darf. In Sri Lanka werden Vesakh-Karten verschickt. Auch in Europa wird Vesakh von vielen buddhistischen Gemeinschaften gefeiert.
Für alle Buddhisten, egal welcher Schule, ist das Fest sehr wichtig. Allerdings wird es von den verschiedenen Traditionen unterschiedlich begangen. Der Theravada-Buddhismus feiert Vesakh als den höchsten und wichtigsten Feiertag am ersten Vollmondtag im Mai oder in Ausnahmefällen Anfang Juni. In der Mahayana-Tradition werden die drei Ereignisse – Buddhas Geburt, Erleuchtung, Tod – an drei über das Jahr verteilten Tagen gefeiert. Bei den Feierlichkeiten werden Buddhas Lehren in Predigten dargelegt und die wichtigsten Texte rezitiert.
Zwischen 14. und 29. Mai wurde Vesakh an unterschiedlichen Tagen in Österreich gefeiert. Den Anfang machte die Theravada-Schule im Buddhistischen Zentrum in Wien und Salzburg, gefolgt von einer Feier an der Friedensstupa im Grazer Volksgarten, einer Feier in Wien-Hitzing und einer in Oberösterreich. Auf diese kleineren Feste folgten immer verschiedene religiösen Übungen, eigene Zeremonien und Pujas (Gebetsrituale) in den jeweiligen Zentren.
Den krönenden Abschluss machte eine große Vesakh-Feier am 29. Mai, zu der alle Schulen zu der Friedenspagode an der Donau kamen. Eingeladen hatte neben der ÖBR der japanische Orden Nipponzan Myohoji. "Dieses zentrale Fest soll die Identität des österreichischen Buddhismus aufbauen und gemeinsames Bewusstsein schaffen", erzählt Weißgrab. "Gleichzeitig wollen wir die Öffentlichkeit ansprechen. Die Friedenspagode ist ein symbolischer Ort." 1983 wurde sie von dem japanischen Orden als Mahnmal für den Frieden und gegen die nukleare Rüstung errichtet.