US-Investmentguru kauft weltgrößtes Photovoltaik-Projekt in Kalifornien.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Los Angeles. Unterschreibt Warren Buffett einen Deal, so ist das nicht einfach ein Geschäft. Es ist ein Zeichen: Eine große Fangemeinde ist felsenfest überzeugt, dass das 82 Jahre alte "Orakel von Omaha" sich bei Investments so gut wie nie irrt. Jede seiner Entscheidungen gilt als heißer Tipp für die nächste Boombranche.
Als Berkshire Hathaway, die Beteiligungsgesellschaft des Starinvestors, im Herbst 2009 an die 44 Milliarden Dollar in die Gütereisenbahn Burlington Northern Santa Fe steckte, wurde prompt eine Renaissance des Schienenverkehrs ausgerufen. Behalten die Buffett-Jünger recht, darf sich nun die kriselnde Solarenergiebranche auf sonnigere Zeiten freuen: Der Investmentguru baut nämlich sein dortiges Engagement mit Riesenprojekten aus.
Buffetts Energieversorger MidAmerican Energy Holdings kauft um 2 bis 2,5 Milliarden Dollar eine Solaranlage von SunPower im kalifornischen Antelope Valley. Die Kapazität der Anlage soll im Endausbau 579 Megawatt (MW) betragen - etwa die halbe Leistung eines Atommeilers. Der Dreijahresvertrag umfasst neben dem Kaufpreis auch die Errichtungskosten. 650 Arbeiter sollen Beschäftigung finden, die Fertigstellung ist Ende 2015 angesetzt.
SunPower hat seinen Sitz in San Jose (Kalifornien), gehört aber zu 66 Prozent der französischen Total SA. Der Solarspezialist wird die Anlage im Rahmen einer langfristigen Vereinbarung mit MidAmerican auch betreiben. Für Berkshire Hathaway ist es nicht das erste Erneuerbare-Energien-Projekt. Die eigens für den Bereich gegründete Einheit MidAmerican Renewables verfügt derzeit über Wind-, Geothermal-, Solarenergie- und Wasserkraft-Projekte mit einer Gesamtkapazität von 1830 Megawatt, wie Präsident Bill Fehrman anlässlich des jüngsten Abschlusses erklärte.
Solareinstieg Ende 2011
Der große Einstieg ins Geschäft mit dem Solarstrom erfolgte für Berkshire Hathaway vor etwas mehr als einem Jahr: Im Dezember 2011 kaufte MidAmerican dem kriselnden Solarmodulhersteller First Solar die 550-Megawatt-Solaranlage Topaz ab, die im südkalifornischen San Luis Obispo County entsteht. Der Deal wurde auf 2 Milliarden Dollar geschätzt. An dem 290-Megawatt-Projekt Agua Caliente in Yuma (Arizona) ist MidAmerican mit 49 Prozent beteiligt.
Kalifornien ist innerhalb der USA der große Vorreiter bei der Erneuerbaren Energie: Bis 2020 will der Bundesstaat ein Drittel seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen. Noch ist man freilich von der geplanten Photovoltaik-Leistung von 12.000 MW weit entfernt - Ende 2011 waren es gerade 1600 MW.
Mit prominenten Pleiten wie dem hochsubventionierten Konzern Solyndra und den Problemen von First Solar schien der Ausbau abrupt zu Ende: Die Massenproduktion von Solarpanelen in China hatte die Weltmarktpreise ruiniert, die staatliche Subventionspolitik schien gescheitert.
Groß wie 1800 Fußballfelder
Nun aber rivalisieren wieder etliche Bauvorhaben um den Titel des weltweit größten Photovoltaik-Entwicklungsprojektes. Auch SunPower und MidAmerican reklamieren diesen Status für ihreAnlage im Antelope Valley.
Zwischen dem Naturschutzgebiet des Hopper Mountain Nationalparks, in dem die letzten kalifornischen Kondore kreisen, auf der einen Seite und der Mojave-Wüste auf der anderen werden auf gut 1300 Hektar - einer Fläche von 1800 Fußballfeldern - Solarpaneele aufgestellt, die automatisch dem Lauf der Sonne folgen. Laut SunPower werden so 775.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen pro Jahr eingespart.
Ein zusätzlicher Anschub für Alternative Energien kommt von der Politik: Gemeinsam mit dem Steuerabkommen zur Vermeidung der Fiskalklippe hat der US-Kongress Steuervergünstigungen für Windenergie, Elektroautos und Biodiesel bestätigt.