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Buhlen um die Gunst der Eltern

Von Barbara Ottawa

Politik

Schulkinder dürfen noch nicht wählen, aber ihre Eltern. Deshalb sind Schulreformen und andere Bildungsforderungen immer ein wichtiger Bestandteil von Parteikampagnen vor Wahlen. Dieses Mal ist es das sogenannte "Schulpaket" - inklusive der Oberstufenreform - das die Parteien trennt.


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Durch die Oberstufenreform sollen die AHS "neue kreative Freiräume durch mehr Autonomie erhalten, die es ihnen ermöglicht, auch in der Oberstufe Schwerpunkte zu setzen", sagte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer im Juni, bei der Präsentation ihrer Vorschläge.

Größere Lehrplanautonomie soll Schulversuche ersetzen. Von den 138 Wochenstunden in der Oberstufe sollen ab 2004/05 bis zu 24 Stunden (17,4 Prozent) von den Schulen und Schülern autonom gestaltet werden können. Der schülerautonome Bereich im Ausmaß von sechs bis zwölf Wochenstunden soll eine Schwerpunktbildung in der Oberstufe ermöglichen. Den Schulen soll aber freigestellt bleiben, ob sie den bisherigen Lehrplan weiterverwenden oder in Zukunft autonom bestimmte Schwerpunkte setzen (z. B.: mathematisch-naturwissenschaftlich, humanistisch, musisch-kreativ, Fremdsprachen oder im Bereich der Informationstechnologien oder der Ökologie).

Da für die Änderung von Schulgesetzen eine Zwei-drittel-Mehrheit im Parlament benötigt wird, musste die ÖVP mit der SPÖ über die Gesetzesvorlage verhandeln. Eine Einigung wurde noch nicht erzielt.

Der SPÖ geht der Reformvorschlag nicht weit genug. Sie tritt für ein Kurssystem in der Oberstufe ein, um die Schüler durch eigene Schwerpunktsetzung und die Abwahl einiger Fächer auch besser zu motivieren. Außerdem müsse der Fächerkanon überdacht werden. Die SPÖ kann sich auch vorstellen, die strikte Trennung zwischen BHS und AHS in Form von mehr Kooperation und Kurssystemen in der Oberstufe aufzuheben. Die ÖVP hat sich strikt gegen diesen Schritt ausgesprochen.

Ein weiterer Streitpunkt zwischen rot und schwarz ist neben anderen Teilen des sogenannten "Schulpakets" der Bildungsministerin (etwa die Behindertenintegration) das alte Thema Gesamtschule. Die SPÖ-Lehrer fordern neben einem eigenen Unterrichtsministerium für die Zeit nach der Wahl zunächst eine Kooperation zwischen AHS und Hauptschulen. Gehrer meinte dazu, sie wolle nicht "längst überholte und idologisierte Organisatinsformen" diskutieren.

Im "Schummelzettel-Streit" forderte die SPÖ eine Reform der Leistungsüberprüfung in Schulen. Die ÖVP will am Notenmodell festhalten.

Die Grünen fordern in der Diskussion um die Oberstufenreform ähnlich wie die SPÖ eine Erweiterung der schülerautonomen Stunden auf mindestens 50 Prozent. Die Überlegungen der ÖVP seien "halbherzig", so der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz. Sonstige bildungspolitische Forderungen seiner Partei beinhalten die Forderung nach kleineren Klassen. Brosz will auch weg von den starren 50-Minuten Stunden.

Die FPÖ hat vor allem durch ihre Forderung nach der "Abschaffung" der Matura aufhorchen lassen. Eine Ausweitung der Schularbeiten und eine Art "Diplomarbeit" solle die schriftliche Matura ersetzen, mündlich solle die Präsentation einer im Team erstellten Arbeit im Mittelpunkt stehen. Weiters sprach sich die FPÖ für eine Abschaffung der Zwei-drittel-Erfordernis bei Schulgesetzen aus. Außerdem soll der Anteil der Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache in den Klassen geregelt werden und 30 Prozent nicht überschreiten.