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Bund fängt Kärntner Hypo auf

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Die Würfel bei der Rettung der Kärntner Hypo Group Alpe Adria sind gefallen. Die schwer angeschlagene Bank wird zu 100 Prozent verstaatlicht. In der Nacht auf Montag hatten die Hypo-Eigentümer mit dem Bund um die Details der Hilfsaktion gerungen. Letztlich verlieren BayernLB, Land Kärnten, Grazer Wechselseitige und die Mitarbeiterstiftung ihre Anteile an der Hypo. | Letztes Feilschen um Details | Trichet schaltet sich ein | Hypo-Reaktionen | Insolvenz wäre teuer gekommen | EU prüft Hypo-Verstaatlichung | Der Absturz der BayernLB - Chronologie


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Finanzminister Josef Pröll sprach von der schwierigsten Situation für den Bankensektor seit Jahrzehnten. Wie die "Wiener Zeitung" berichtete, hatte sich auch EZB-Chef Jean-Claude Trichet in die Verhandlungen eingeschaltet. Die Zentralbank war offenbar besorgt, dass eine Hypo-Pleite eine Kettenreaktion auf den Finanzmärkten am Balkan verursachen könnte. Entsprechend positiv kommentierte die Oesterreichische Nationalbank die nun erzielte Auffanglösung.

Zur Stabilisierung der Kärntner Hypo steuern die Altaktionäre mehr als eine Milliarde Euro an Kapital bei. Alleine die bisherige Hauptaktionärin BayernLB (67 Prozent) wird 825 Mio. Euro davon tragen. Doch auch das Land Kärnten (12,4 Prozent) muss tief in die Tasche greifen und 200 Mio. Euro einschießen. Gemessen an ihrem Anteil von 20,5 Prozent kommt die Grazer Wechselseitige günstig weg. Sie muss nur 30 Mio. Euro beisteuern. Der Bund als neuer Eigentümer muss bis zu 450 Mio. Euro in die Hand nehmen.

Die Alteigentümer geben ihre Anteile für jeweils einen symbolischen Euro an die Republik ab, halten Kreditlinien für die Hypo aufrecht oder eröffnen solche. Somit sind insgesamt 3,4 Mrd. Euro an Liquidität gesichert. Die anderen österreichischen Großbanken steuern 500 Mio. Euro bei, für die allerdings der Staat garantiert. Ein Teil davon könnte laut Pröll jedoch auch zur Eigenkapitalentlastung eingesetzt werden, womit sich der Kapitalzuschuss durch den Bund verringern würde.

Für die BayernLB ist die Komplettverstaatlichung der Hypo ein schwerer Schlag: Sie muss die Beteiligung, die mit 2,3 Milliarden Euro in den Büchern steht, auf null abschreiben und den Löwenanteil des Kapitalzuschusses der Alteigentümer tragen. Eine Pleite der Hypo hätte jedoch weit fatalere Folgen für die Bayern, da damit auch Konzernkredite in mehrfacher Milliardenhöhe verloren gingen.