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Bundesländer als Bremser der Energiewende

Von Kevin Yang

Wirtschaft

Für die Energiewende wird der Photovoltaik-Ausbau allein nicht ausreichen.


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Ob der Strom in Vorarlberg oder Niederösterreich erzeugt wurde, ist den meisten Endverbrauchern herzlich egal. Um aber den Ausbau der erneuerbaren Energieträger österreichweit zu fördern, braucht es nicht nur eine nationale Strategie, sondern auch die Unterstützung der Bundesländer. Denn der Nationalrat gibt zwar das bundesweite Ziel vor, bei der Genehmigung und Errichtung von neuen Anlagen fällt aber vieles in den unmittelbaren Aufgabenbereich der Länder. Denn diese schaffen die örtlichen Rahmenbedingungen für Windräder, Photovoltaik-Anlagen und Wasserkraftwerke.

Zwar haben die Länder zuletzt ihre Pläne an die aktuellen Klima- und Energieziele des Bundes angepasst, die unter anderem darauf abzielen, dass im Jahr 2030 der gesamte heimische Strom aus erneuerbaren Energieträgern produziert wird. Laut der Österreichischen Energieagentur (AEA) klafft zwischen dem Soll und dem Ist aber nach wie vor eine große Lücke. So sieht der Entwurf des Energie-Effizienz-Reformgesetztes eine Reduktion des Endenergieverbrauchs um 920 Petajoule bis 2030 vor. Gleichzeitig errechnete die AEA aus den Länderzielen eine tatsächliche Reduktion von gerade einmal 62 Petajoule heraus. Ähnliche Probleme gibt es bei der Errichtung neuer Anlagen, die oftmals an bürokratischen Hürden scheitern oder verzögert werden. "Diese Herausforderung können in einem föderalen Land wie Österreich nur bewältigt werden, wenn der Bund und die Bundesländer eng zusammenarbeiten", sagt Günter Pauritsch von der Energieagentur.

Rosinenpicken der Technologie

"Die Österreicher haben das starke Bedürfnis gespürt, Unabhängigkeit in der Energieversorgung zu erlangen", sagt Martina Prechtl-Grundnig vom Dachverband Erneuerbare Energie Österreich. Entsprechend beliebt sind Photovoltaik-Anlagen mittlerweile auch bei Privaten. Sie garantieren die eigene Autarkie, die Nachbarschaft bleibt ungestört und das Landschaftsbild durch die Solarpaneele auf dem eigenen Hausdach unberührt. Aber um die Energiewende ernsthaft voranzutreiben, braucht es mehr als private Photovoltaikanlagen. Um die Sonnenenergie breit auszurollen, benötigt es auch große Anlagen mit den dazugehörigen Flächen. Laut der AEA liegt hier ein ungenutztes Gesamtpotenzial von 10,3 Terawattstunden, vor allem in den Flächenbundesländern wie Niederösterreich oder der Steiermark. "Die Bundesländer sind gefordert den Rahmen zu verändern, weil wir noch nicht spüren, dass die Flächen ausgewiesen werden oder Bewilligungsverfahren rascher gehen", sagt Pauritsch.

Um den durch die Elektromobilität und Wärmepumpen stark steigenden Strombedarf decken zu können, wird die Errichtung von Photovoltaik-Anlagen aber nicht ausreichen. Der Boom beim Sonnenstrom sei zwar zu begrüßen, aber es werde auch Windräder brauchen um die Spitzenlasten im Winter bewältigen zu können, heißt es aus der Branche. "Die Energiewende ist kein Sprint, sie ist ein Dauerlauf", sagt Prechtl-Grundnig. So fehlen auf das Ziel, 2030 nur noch Ökostrom zu produzieren, bilanziell noch mindestens 27 Terawattstunden aus Wind, Wasser und Sonne. "Viele Bundesländer beschreiben zwar Maßnahmen, um ihre selbstgesetzten Ziele zu erreichen", erklärt Pauritsch. "Doch oft bleibt dabei unklar, wie wirksam diese für eine Transformation zu erneuerbaren Energien tatsächlich sind."