Seit August des vorigen Jahres verkauft die Republik Österreich über das Internet "Bundesschätze". Die für Kleinanleger gedachten Papiere können ab einem Mindestbetrag von 100 Euro gezeichnet werden, haben Laufzeiten von einem, drei oder sechs Monaten und sind derzeit mit bis zu 2,10% p. a. verzinst. "Es läuft sehr gut", berichtet Helmut Eder, Chef der Bundesfinanzierungsagentur, die den Verkauf abwickelt. Täglich würden 200.000 Euro an Netto-Eingängen verzeichnet.
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Im vergangenen Dezember wurde der 10.000ste Kunde gefeiert, mittlerweile sind es 19.000, sagt Eder im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Von 500 Mill. Euro Nominale, die die Republik aufgelegt hat, seien bisher bereits 154 Mill. Euro gezeichnet worden.
Der durchschnittliche Einlagenstand je Konto liege bei 12.000 Euro, das Anlegerpublikum sei breit gestreut, so Eder. Sehr viele Bundesangestellte und Lehrer seien darunter - und auch einige wenige EU-Ausländer. Bundesschätze können von allen Privatpersonen mit gewöhnlichem Aufenthalt oder Wohnsitz in einem EU-Mitgliedsland gezeichnet werden. Den Anteil der Nicht-Österreicher konnte Eder nicht beziffern, er sei jedenfalls noch sehr gering. Zurückzuführen sei das auf die nach wie vor hohen Kosten von Auslandsüberweisungen. Dies werde sich aber ja bald ändern, denn ab 1. Juli dürfen grenzüberschreitende Überweisungen innerhalb der EU nicht teurer sein als inländische.
Mit den Bundesanleihen gemeinsam haben die Bundesschätze den Emittenten, nämlich die Republik Österreich - und somit auch die Sicherheit. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal liegt im Vertriebsweg. Bundesanleihen werden über Kreditinstitute oder Broker verkauft, bei den Bundesschätzen reicht ein Internet-Zugang. Kontoeröffnung und Identifikation des Kunden erfolgen über die Post oder direkt im Service-Center von bundesschatz.at in Wien. Für jeden Käufer wird ein persönliches Konto angelegt, auf das er online nach Eingabe der Kontonummer und eines Passwortes zugreifen und Aufträge erteilen kann. Kontoauszüge auf Papier gibt es nicht. Damit sollen Verwaltungskosten gespart werden.
Eder führt den Erfolg der neuen Sparprodukte auf die attraktiven Zinsen zurück. Im August 2002 betrug der Jahreszinssatz der Bundesschätze, der sich an den jeweiligen Interbanken-Geldsätzen orientiert, bis zu 3,1%. Mittlerweile sind es nur mehr bis zu 2,10%. Zum Vergleich: Die Entrium Direktbank Austria zahlt beim Direktsparen 1,5% bis 1,875% und beim Online-Sparen 1,75% bis 2,125%. Die Höchstsätze gelten allerdings erst ab einer Einlage von 70.000 Euro. Die türkische DenizBank (vormals Esbank) wirbt auf ihrer Homepage mit 2,125% für täglich fälliges Geld und 2,625% bei einer 6-monatigen Bindung. Die Mindesteinlage beträgt 100 Euro. Das EASYD'OR-Sparbuch der österreichischen Verkehrskreditbank bringt am Automaten ohne Bindung 2% p.a. Auf eine Zinsprognose wollte sich Eder nicht einlassen. Sollte das Marktniveau weiter fallen, könnte auch bei den Zinssätzen für Bundesschätze bald ein Einser vor dem Komma stehen.