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Eine Straßenzeile im Florenz des Jahres 1331 - das genauso gut aber auch Neapel oder Salamanca sein könnte (Bühne: Sascha Weig) -, Kostüme (von Marie-Jeanne Lecca) aus der Zeit der Renaissanca bis zur Hippie-Ära der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts (in schlichtem Grau für die schlichten Florentiner Bürger, grellbunt für die Anhänger des Dichters Giovanni Boccaccio), Handgreiflichkeiten sowohl erotischer als auch "prügelnder" Natur und spitze Verbalattacken der Ehefrauen gegen ihre Ehegesponse - das sind die "sichtbaren" Zutaten, aus denen die zweite Premiere der Volksoper, "Boccaccio" von Franz von Suppé, besteht.
In der mit leichter Hand gestalteten Regie von Helmut Lohner bringt Antigone Papoulkas als Boccaccio die braven Ehefrauen auf lustvolle Seitensprunggedanken - mit schöner Stimme und darstellerischem Witz. Die große Liebe begegnet dem Verfasser frivoler Novellen in Fiametta, bezaubernd gesungen und interpretiert von Birgid Steinberger. In seinem komödiantischen Element ist Heinz Zednik als Gewürzkrämer Lambertuccio, und seine Freunde Scalza (Wicus Slabbert) und Lotteringhi (Kurt Schreibmayer) stehen ihm in nichts nach. Besonders gefinkelt sind jedoch ihre Ehefrauen Peronella (Sigrid Martikke), Isabella (Adrineh Simonian) und Beatrice (Renate Pitscheider), denen immer wieder neue Aufgaben einfallen, die sie gesanglich facettenreich ihren lästigen Ehemänner umhängen, um für ein Rendezvous mit ihren Liebhabern Zeit zu haben. Erinnerungen an das Mozart-Musical weckt schließlich Reinhard Alessandri als Leonetto - mit Rasta-Locken und Hippie-Mantel.
Die durchwegs guten Sängerleistungen werden durch ein fröhlich-spritzig musizierendes Volksopernorchester unterstützt. Marc Piollet ist allen ein sicherer Begleiter, der aber auch die Musik Suppés mit weichem Klang ins rechte Licht rückt.
Dem Publikum gefiel's eindeutig - was sich in begeistertem Applaus äußerte.