Schlechtes Gehalt bei wachsenden | Aufgaben. | BadAussee. Früher waren sie noch die Dorfpaschas. Doch schon lange ist das Leben als Bürgermeister kein Zuckerschlecken mehr - meinen zumindest die heimischen Bürgermeister.
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Bei den Kommunalen Sommergesprächen in Bad Aussee hatten die Gemeindevertreter die Möglichkeit, ihre Sorgen und Probleme breit zu diskutieren. Zu viele Aufgaben, zu viel Bevormundung durch den Bund und mickrige Gehälter - das seien die größten Übel in einem Bürgermeisterleben, waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig.
Die Überforderung und die schlechte Gehaltssituation werden auch von den Ergebnissen einer Bürgermeisterbefragung bestätigt, die 2006 hunderte Bürgermeister zu ihrer Situation befragt hatte.
Wolfgang Mazal, Professor für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien, hat die Befragung durchgeführt. Für ihn stellt sich die Frage, "wie lange wir noch Dodeln finden, die den Job machen".
Hundert Arbeitsstunden
Laut Mazal arbeiten die heimischen Bürgermeister durchschnittlich hundert Stunden die Woche. Denn neben der Tätigkeit als Bürgermeister, die sich im Schnitt auf 32,7 Stunden pro Woche beläuft, haben die meisten noch einen zweiten Beruf. Wer glaubt, als Bürgermeister würde man sich eine goldene Nase verdienen, liegt falsch. Mazal zeigt auf, dass das Jahreseinkommen der Bürgermeister auf einer 40-Stunden-Woche berechnet mit 23.828 Euro brutto knapp über jenem einer persönlichen Assistentin im untersten Viertel liegt. Für Mazal ist das unerklärlich. Schließlich hätten die Bürgermeister ein wesentlich höheres Verantwortungspotenzial als der Bundeskanzler. Zum Beispiel würde sie die Haftung für Amtsmissbrauch genauso treffen wie die Haftung eines Einzelkaufmanns.
Erschwerend beim Einkommen wirkt zudem das Bezügebegrenzungsgesetz. Demnach dürfen Bürgermeister nur zwei Einkommen aus öffentlichen Quellen beziehen. Dass die Beschränkung an der Zahl der Tätigkeiten festgelegt ist, bezeichnet ein Teilnehmer als "Schwachsinn", eine Beschränkung allein in der Höhe für sinnvoller.
Für Mazal ist klar, dass die Bürgermeister lernen müssen zu delegieren und die Bürger mit deren Fragen und Anliegen auch einmal weiter zu verweisen.