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Burma: Hoffnung auf Suu Kyi

Von WZ Online / Christiane Oelrich

Politik

Singapur. "Im Namen des Volkes" hat Burmas Opposition "Nationalliga für Demokratie" die Weltgemeinschaft jetzt angefleht, die Militärjunta zu ignorieren und zu tun, was zu tun ist, um nach dem Zyklon Menschenleben zu retten.


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Im Namen des Volkes spricht sie als legitime Regierungspartei - gewählt vor 18 Jahren, bei einer Wahl, die die Generäle einfach ignorierten. Das versuchen sie seitdem auch mit Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi. Obwohl die Junta sie mit dem jahrelangen Hausarrest mundtot machen will, bleibt sie für Millionen die Hoffnungsträgerin - erst Recht, wenn das verhasste Militärregime Hunderttausende in ihrer größten Not im Stich lässt.

Die Unruhen der Mönche

"Demokratie-Lady" nennen die Einwohner von Rangun ihre berühmte Nachbarin ehrfürchtig. Alle sind stolz auf sie, eine von ihnen, die mit dem Friedensnobelpreis 1991 weltberühmt wurde. Keiner traut sich in dem Polizeistaat, das so zu sagen. Doch als demonstrierende Mönche und Zivilisten im vergangenen September die Wachen an ihrer Straße überrumpelten und bis zu ihrem Haus gelangten, kam Suu Kyi vor die Tür. Sie winkte nur, aber das reichte schon, um die Menge zu elektrisieren. Wieder einmal mussten die Junta-Generäle einsehen, was für eine Pleite ihre Totschweige-Strategie ist.

Vergeblich versuchen sie es auch mit Beleidigungen, wie der Oppositionssender "Demokratische Stimme Birmas" in Norwegen berichtete. Wenn einer seiner Tochter erlaube, einen "Kanaken" zu heiraten, dann sei sie eben nur noch eine "Kanaken"-Frau, sagte der Energieminister Zaw Min vor zwei Wochen über die Oppositionsführerin. Er benutzte einen besonders abfälligen Ausdruck für Ausländer - Suu Kyis gestorbener Mann war Brite. "Die Leute hassen das Lästermaul", schrieb einer, der zugehört hatte, an den Sender.

"Wohlstand und Demokratie"

Sie haben sie weggesperrt, unter Hausarrest in ihrem eigenen baufälligen Haus in Rangun. Sie diffamieren sie mit absurden Vorwürfen in den Staatsorganen, stellen sie in eine Ecke mit Terroristen, die das Vaterland zerstören wollen. Sie kreieren eigens einen Verfassungsparagrafen, der Leuten, die mit Ausländern verheiratet waren, politische Ämter verbietet. Doch Suu Kyi gibt sich unberührt, wie bei den seltenen Treffen mit dem UN-Gesandten Ibrahim Gambari zu sehen ist, die die Junta notgedrungen zugesteht. Sie ist stets charmant und würdevoll, unbeugsam und entschlossen. "Ich glaube, dass Stabilität, Wohlstand und Demokratie ... die besten Voraussetzungen für mein Land sind", ließ sie im November wissen.

Mit ihrem eisernen Willen lehrt die zierliche Frau die Generäle seit nunmehr 20 Jahren das Fürchten. Sie hätte gehen können, Mitte der 90er Jahre etwa, als sie mal für ein paar Monate aus dem Hausarrest entlassen war. Oder als ihr Mann, der britische Tibet- Forscher Michael Aris, 1997 an Krebs erkrankte. Sie wusste, dass die Generäle sie nie wieder zurückkehren lassen würden. So blieb sie, und sah ihren Mann nie wieder. Er starb 1999 in England. Auch ihre Söhne Alexander und Kim hat sie seit Jahren nicht gesehen.

Seit 1988

Suu Kyi ist die einzige Tochter des burmesischen Armeegründers und Unabhängigkeitshelden Aung San. Er wurde 1947 kurz vor der Unabhängigkeit ermordet. Suu Kyi wuchs in Burma auf, ging dann aber zur Ausbildung nach Oxford und New York. 1988 kehrte sie zurück, um ihre sterbende Mutter zu pflegen. Als die Junta das Feuer auf demonstrierende Studenten eröffnete, ging sie in die Politik. Am Grab ihrer Mutter schwor Suu Kyi vor tausenden Anhängern, sich wie ihr Vater in den Dienst des Volkes zu stellen.

"Nicht die Macht macht korrupt, sondern die Angst", sagte sie einmal. "Angst, die Macht zu verlieren, macht die Machthaber korrupt, und Angst vor der Geißel der Macht macht die korrupt, die darunter leiden." Für Suu Kyi gilt das nicht. Auf ihren schmalen Schultern lasten die Zukunftshoffnungen einer 50-Millionen-Nation.

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