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Der von ORF2 und ARD zeitgleich gesendete österreichische und doch recht blutige "Tatort" hatte Glück. Weil er erst Sonntag ausgestrahlt wurde und so der Kritik der Kriminalreporterin Sabine Rückert im wenige Tage zuvor erschienen "Zeit-Magazin" entgangen ist. Denn der "Tatort"-Kritikerin wäre in diesem langatmigen Krimi wohl ein krasser Unfug aufgefallen: Dass der weinerlich-grantige Harald Krassnitzer den Kopf eines Mordopfers im privaten Kühlschrank zwischenlagert.
Das anschließende ORF-"im Zentrum" bestätigte dann die Binsenwahrheit, dass Ethik und Moral in der Politik wichtig wären. Wer zur ARD zu Günther Jauch zappte, erlebte eine interessante Runde zum Thema Stress. Dessen Opfer durch das Burn-out-Syndrom in Deutschland 2010 neunmal so viele Menschen wurden wie 2004. Die Zahl der vom Bore-out-Syndrom (der schädlichen Langweile) Betroffenen dürfte nicht viel geringer sein. Ein Musiker, der nach einem Schlaganfall zurückgeschaltet hat, eine durch Familie und Beruf gestresste Ministerin, ein sozial engagierter Benediktinermönch und ein Politiker, den Stress an den Rand des Suizids getrieben hatte, boten Ratschläge für die Flucht aus dem Stress und machten klar, dass der Ausweg nur von zwei Seiten angegangen werden kann: eine Änderung der Lebenseinstellung, vor allem aber durch eine menschlichere Betriebskultur, die dem Einzelnen mehr Sicherheit gibt. Die Angst vor Kündigung kann aber wohl nur durch reales Wirtschaftswachstum gebannt werden.