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Bürokratische Hürden für internationale Unis

Von Thomas Müller

Wissen

Die Zahl ausländischer Studenten an den Unis in Österreich steigt. | Die größte Gruppe bilden die Deutschen. | Fehlende Möglichkeit, neben dem Studium zu arbeiten, schreckt viele ab. | Wien. Als Studienort erfreut sich Österreich nach wie vor hoher Beliebtheit. Die Zahl der Studierenden aus dem Ausland und deren Anteil an der Gesamtheit hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht. Laut Wissenschaftsministerium waren im Wintersemester 2009/10 rund 61.500 Ausländer an heimischen Unis inskribiert, das sind 22,6 Prozent. Im Jahr 2000 waren es noch 14,7 Prozent.


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Das bedeutet aber noch nicht, dass es an den Hochschulen deshalb wesentlich heterogener geworden wäre. Der Großteil des Zulaufs geht auf das Konto der Deutschen, die mit zurzeit fast 22.000 Studierenden die bei weitem größte Gruppe aus dem Ausland bilden. Das sind 9500 mehr als noch im Jahr 2007. Mit insgesamt rund 6200 folgen die Italiener als zweitgrößte Gruppe, darunter vor allem Südtiroler. Der Rest teilt sich überwiegend auf die übrigen Staaten der Europäischen Union auf - etwa Polen mit 1500, und die Slowakei mit 1300 Studenten - und zum geringeren Teil auf Nicht-EU-Staaten.

Deutsche kommen nicht nur wegen des Numerus Clausus

In der öffentlichen Wahrnehmung wurden die studierenden Gäste bisher fast ausschließlich als Problem diskutiert. Spätestens mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshof im Jahr 2005, das allen EU-Bürgern den schrankenlosen Zugang zu den heimischen Unis zwangsweise ermöglichte, war das Thema ein Politikum geworden. Aber erst bei den jüngsten Uni-Besetzungen im Jahr 2009 argumentierte die Regierung gerne mit dem Zustrom aus Deutschland, der angeblich die Probleme an den Unis erst verschärft hätte.

Dabei könne Österreich von diesen qualifizieren Zuwanderern auch durchaus profitieren, meint Walter Matznetter, Assistenzprofessor am Institut für Geographie und Regionalforschung der Uni Wien. Er hat seit zwischen 2003 und 2009 seine Studierenden losgeschickt, um die Kollegen aus dem Ausland ausführlich zu interviewen. "Das Klischee von den deutschen Numerus-Clausus-Flüchtlingen konnten wir nicht bestätigen. Dies machen vielleicht 30 bis 40 Prozent aus. Die meisten kommen wegen des attraktiven Studienstandorts nach Wien. Viele von ihnen könnten auch nach dem Studium hier bleiben", schätzt Matznetter.

Doch selbst wenn sie wieder in ihre Heimat zurückkehren, seien diese Absolventen ein Gewinn für Österreich: "Die Leute sind hier gut vernetzt, das wirkt noch lange zurück." Studierende aus Mittelosteuropa haben sich hingegen auf den angelsächsischen Raum umorientiert, so der Forscher. "Dort können sie legal etwas dazuverdienen, was in Österreich aber nicht geht."

Dass das zu den größten Problemen der Studierenden aus dem Ausland gehört, kann auch Mona Fakher vom Ausländer-Referat der ÖH an der Uni Wien bestätigen: "Es kommen fast alle nur wegen der Beschäftigungsbewilligungen zu unserer Beratung." Studierende aus den neuen EU-Staaten und aus Nicht-EU-Staaten (Drittstaaten) dürfen in der Regel nur geringfügig dazuverdienen. Um trotzdem über die Runden zu kommen, bleibt oft nur die riskante Schwarzarbeit oder die Unterstützung der Eltern.

Für Drittstaatenangehörige beginnen die Schwierigkeiten aber schon weit früher, weiß Mona Fakher: "Um überhaupt hierher zu kommen, brauchen sie ein Visum, müssen einen Vertrag über einen Wohnplatz vorweisen und Unterhaltsmittel für ein Jahr auf dem Konto haben." Diese betragen mindestens 4950 Euro. Alternativ kann auch eine in Österreich lebende Person eine Haftungserklärung unterzeichnen. Die abschreckende Wirkung solcher Hürden kann Fakher in der Praxis beobachten: "Viele, die sich per E-Mail aus dem Ausland bei uns informieren, entscheiden sich dann, doch nicht nach Österreich zu kommen."