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Busen mit Bildungsauftrag

Von Christina Böck

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Das Mittelalter ist schmutzig. Sex ist schmutzig. Warum nicht beides zusammenbringen, haben sich findige Autoren gedacht und haben eine Roman-Reihe über eine Wanderhure in dieser Ära erfunden. So etwas lässt sich natürlich trefflich für das TV-Unterhaltungsprogramm verwerten. Nackter Busen mit Bildungsauftrag, quasi. Und da gab es doch einiges zu lernen in der Fortsetzung der "Wanderhure" namens "Die Rache der Wanderhure" am Dienstag auf ORF1. Einmal angefangen damit, dass es im Mittelalter keine fähigen Friseure gab: Johannes Krisch spielte einen grantigen Rittersmann, der der Wanderhure ans Leben will und dem dabei sein wallendes Haar ab und zu in die Quere kommt. Auch weiß man jetzt, dass im Mittelalter alle noch des deutschen Konjunktivs mächtig waren und diese gewagten Formulierungen absolut alltagstauglich waren. Wie der Satz "Was sagtest du, stündest du vor dem König" eindeutig beweist.

Die Geschichte war so hanebüchen wie im ersten Teil. Die Ex-Prostituiterte Marie muss ihren Mann in den Krieg ziehen lassen, wo er angeblich stirbt. In Eigenbau-CSI-Manier findet sie heraus, dass er nicht tot sein kann, weil kein Blut an seinem Schwert klebt. Im Mittelalter gab es ja bekanntlich nichts zum Abwischen. Hauptdarstellerin Alexandra Neldel bemühte sich redlich, ihr männliches Gegenüber Bert Tischendorf hatte die Schauspielqualitäten eines Models aus dem Otto-Katalog. Kostümtechnisch jedenfalls gute Nachrichten: Endlich dürfte der "Faschingsprinz" wieder guten Umsatz gemacht haben.