Washington - George W. Bushs umstrittener erzkonservativer Kandidat für das Justizministerium ist weiter in Bedrängnis. Jetzt meldete sich ein Gesundheitsexperte, der sich 1985 in Missouri um eine Stelle beworben hatte und berichtete, Ashcroft habe ihm beim Einstellungsgespräch als erstes über seine sexuelle Orientierung befragt. Ein Ashcroft-Sprecher meinte dazu, dass sich der frühere Senator nicht an dieses Gespräch erinnere und dass er sich auch nicht vorstellen könne, ein Gespräch mit einer solchen Frage zu beginnen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Paul Offner, ein demokratischer Experte für Gesundheitspolitik, der 1985 unverheiratet war und heute an der Georgetown Universität in Washington unterrichtet, sagte, er sei vor 16 Jahren verblüfft gewesen, als ihn Ashcroft gleich zu Beginn des Gespräches die Frage stellte: "Mr. Offner, haben sie die gleichen sexuellen Vorlieben wie die meisten Männer?" Offner, der die Frage mit einem ebenso klaren Ja beantwortet hatte, wie auch die folgende Frage, ob er je illegale Substanzen konsumiert habe, mit einem klaren Nein, bekam damals den Job in Missouri aus politischen Gründen nicht. Er hatte aber den Eindruck, dass er auch abgelehnt worden wäre, wenn er die Frage nach seiner sexuellen Orientierung anders beantwortet hätte.
Zwar hätte es nicht gegen die Gesetze des Staates Missouri verstoßen, jemand wegen seiner sexuellen Orientierung nicht einzustellen, aber der von Offner nun bekanntgemachte Tatbestand widerspricht Antworten, die Ashcroft in der Vorwoche vor dem Senatskomitee gegeben hat. Dort war es um die Frage gegangen, warum Ashcroft als Senator gegen die Bestellung des offen homosexuell lebenden US-Diplomaten Hormel zum Botschafter in Luxemburg gestimmt habe. Ashcroft hatte in Abrede gestellt, dass Hormels sexuelle Orientierung der Grund für seine Ablehnung gewesen sei, obwohl er zuvor immer wieder Hormels "homosexuellen Lebensstil" kritisiert hatte.
Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein aus Kalifornien, eine von sieben Senatoren, die bereits öffentlich bekanntgegeben haben, sie würden gegen eine Bestellung Ashcrofts zum Justizminister stimmen, hatte in der Anhörung Ashcrofts Stellung zu Homosexualität mit dessen eigenen Worten beschrieben: "Ich glaube, die Bibel nennt sie Sünde und das ist es für mich". Ashcroft hatte aber in Abrede gestellt, dass die sexuelle Orientierung für ihn ein Hindernis für eine Personaleinstellung sei oder der Grund für eine Entlassung.
Die Entscheidung des Senats über Ashcroft wurde jedenfalls auf Antrag der Demokraten auf nächste Woche verschoben, da der Kandidat auf mehr als 36o an ihn gestellte Fragen noch keine Antwort gegeben hat.
Powell lässt alle US-Sanktionen überprüfen
Der neue US-Außenminister Colin Powell hat eine umfassende Überprüfung aller von den USA verhängten wirtschaftlichen und politischen Sanktionen angeordnet. Powell hatte bei seiner Anhörung durch den Senat bereits kritisiert, dass die USA zu oft Sanktionen gegen andere Staaten einsetzten. Er bezeichnete dies als ein "arrogantes" Verhalten, das den USA möglicherweise eher schade als nutze. In vielen Fällen ist eine Aufhebung der Sanktionen aber nur mit Zustimmung des Kongresses möglich. Zu den Strafmaßnahmen gehören die jahrzehntelangen Sanktionen gegen Kuba. Im Falle des Iraks hat sich Powell allerdings bereits für härtere Sanktionen ausgesprochen.