Auf seiner Ranch in Texas will US-Präsident George W. Bush die Probleme lösen. Dorthin hat er am Freitag die Führer der südostasiatischen Staatengruppe Asean eingeladen. Außerdem will er einen US-Botschafter für die Zehn-Staaten-Gruppe, der Schwellenländer wie Indonesien und Thailand ebenso angehören wie Kambodscha und Vietnam, ernennen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der Präsident kämpft darum, die Stellung der USA in diesem Teil der Welt zu erhalten. Mit Missfallen war vermerkt worden, dass er einen geplanten Besuch der Asean-Staaten abgesagt hat. In Asien besucht er jetzt nur den Asien-Pazifik-Gipfel (Apec) von 21 Staatschefs in Sydney.
Dort rief er China dazu auf, die Olympischen Spiele 2008 zu einem Schaufenster für die politische Öffnung des Landes zu machen. Auch sonst hatte er politische und wirtschaftliche Wünsche an die Volksrepublik. Druck machen können die USA allerdings längst nicht mehr: Zu sehr sind sie wirtschaftlich mit dem Reich der Mitte verknüpft. Ihre großen Handelsketten lassen in China ihre Produkte fertigen; weil die Chinesen ihre Währungsreserven mit Dollars aufstocken, finanzieren sie mit diesen Käufen das gewaltige US-Leistungsbilanzdefizit entscheidend mit.
Damit nicht genug, drängen chinesische Investitionen nicht nur in Afrika, sondern auch in Asien die Hilfsprogramme der USA mehr und mehr an den Rand. In Laos, Kambodscha oder den Philippinen werden Straßen, Häfen und Brücken finanziert. Sogar der enge Allianzpartner der USA, Australien, wird in die ökonomische Expansion einbezogen: Nun wurde ein Vertrag geschlossen, laut dem China von Australien zwei bis drei Millionen Tonnen Flüssiggas im Wert von bis zu 27 Milliarden Euro bezieht. Als zusätzliche PR-Maßnahme leiht Peking dem Zoo von Adelaide zwei Riesenpandas.
Aber auch der zweite große Konkurrent der USA, der in letzter Zeit mit neuem Selbstbewusstsein auftritt, mischt auf dem asiatischen Markt mit: Ehe der russische Präsident Wladimir Putin zum Apec-Gipfel reiste, unterschrieb er in Indonesien einen Liefervertrag für Panzer, Helikopter und U-Boote - Wert: eine Milliarde Dollar. In Sydney selbst vereinbarte Putin am Freitag die Lieferung von australischem Uran für russische Atomkraftwerke, mit der Garantie, es nicht für militärische Mittel einzusetzen und das spaltbare Material nicht an Dritte weiterzugeben. Der Iran soll also nicht daran kommen.
Die Sorge um den Nahen Osten spielt also auch im Fernen Osten eine Rolle. Eine zu große, wie viele Beobachter meinen, die darin die Hauptursache sehen, dass die USA ihren globalen Führungsanspruch allmählich verlieren. Schließlich wurde auch der Asean-Besuch mit der Begründung abgesagt, dass nächste Woche der Bericht über die Lage im Irak im US-Kongress bevorsteht. Ein Besuch in Texas wird nicht genügen, um das wettzumachen.