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Bushs Ex-Außenminister wählt Obama

Von WZ Online

Politik

Auch US-Zeitungen sprechen sich für Obama aus. | Washington. Der frühere republikanische Ex-Außenminister Colin Powell hat am Sonntag dem demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama in einem Fernseh-Interview seine Unterstützung ausgesprochen. Der Vorgänger von Condoleezza Rice war US-Außenminister von 2001 bis 2005 und ist wie Obama als Gegner des Irak-Krieges bekannt.


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Er werde bei der Präsidentschaftswahl am 4. November für Senator Obama stimmen, sagte Powell am Sonntag in der NBC-Sendung "Meet the Press". Obama erfülle die Voraussetzungen, die USA zu führen, "weil er inspirieren kann, weil seine Kampagne alle eingeschlossen hat, weil er alle im Land erreicht".

Falls Obama die Wahl gewinne, "sollten alle Amerikaner stolz sein, nicht nur die Afroamerikaner", sagte Powell. "Das würde nicht nur unser Land begeistern, es würde die Welt begeistern", fügte der ehemalige US-Außenminister des scheidenden Präsidenten George W. Bush hinzu. Powell, der als erster Afroamerikaner US-Generalstabschef war, kritisierte den Rechtsruck der Republikanischen Partei unter ihrem Kandidaten McCain.

Dass er die Unterstützung des Republikaners Powell gewonnen hat, ist für Obama ein spektakulärer Coup im Wahlkampf. Für seinen republikanischen Rivalen John McCain bedeutet es einen schweren Rückschlag. Die Entscheidung Powells bremst nach Ansicht von Beobachtern Wahlkampf-Aussagen McCains ab, dass der Demokrat als Oberkommandierender ein zu großes Risiko sei.

Spendenrekord

Die Zahlen sind schwindelerregend: Allein im September soll Obama 100 Millionen Dollar an Spenden gesammelt haben, in den nächsten Tagen wolle er die "Traumzahl" offiziell bekanntgeben, heißt es. "Eine Zahl, die alle Spendenrekorde brechen würde", schrieb die "New York Times" nicht ohne Staunen. Die Folge: Der Kandidat der Demokraten kann damit in der alles entscheidenden Schlussphase des Wahlkampfes mindestens viermal so viel in Fernseh-Spots investieren als sein republikanischer Gegner John MacCain. "Und jeder weiß, Geld ist entscheidend im amerikanischen Wahlkampf", wie ein Kommentator des TV-Senders CNN mutmaßt.

Schon im Vorwahlkampf, als Barack Obama gegen Hillary Clinton kämpfte, war das Geld seine Geheimwaffe. Fast Monat für Monat strich der "Newcomer" Obama mehr Wahlkampfspenden ein als die Ex-First-Lady mit ihren jahrzehntelangen Kontakten - selbst Insidern in Washington war die Finanzflut für den schwarzen Senator ein Rätsel. Jetzt, zwei Wochen vor dem Urnengang am 4. November, ist Obama dabei, alle bisherigen Rekorde in Sachen Wahlkampfspenden zu brechen.

McCain ist verbittert über die Entwicklung. "Sie haben Ihr Wort gebrochen, Senator Obama", hielt er seinem Gegner in der jüngsten TV-Debatte vor. Tatsächlich hatten beide Kandidaten anfangs versprochen, ihre Kampagnen mit öffentlichen Mitteln zu finanzieren. Demnach standen ihnen beiden jeweils 84 Millionen Dollar zu. Doch die unerwartet sprudelnden Gelder zu seinen Gunsten veranlassten Obama zum Sinneswandel: Er verzichtete auf die Staatshilfen und setzte ganz auf Spenden - mit durchschlagenden Erfolg. Obama begründete seine Wende mit dem Hinweis auf viele "dunkle" Kanäle und sogenannte unabhängige Organisationen, die traditionell republikanische Kandidaten unterstützen.

US-Zeitungen für Obama

Immer mehr große US-Zeitungen unterstützen den demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama. Nach der "Washington Post" und der "Los Angeles Times" gab am Samstag auch die "Chicago Tribune" eine Wahlempfehlung zugunsten des schwarzen Senators ab. Obama sei "der stärkste Kandidat", man habe "volles Vertrauen" in den 47-Jährigen. Das Blatt betonte, es sei das erste Mal, dass es einen Kandidaten der Demokraten unterstütze.

Bereits am Freitag hatte sich die "Los Angeles Times" für Obama als Präsident ausgesprochen." Er sei ein "kompetenter, souveräner Führer, der die Hoffnungen der Vereinigten Staaten repräsentiert". Die "Washington Post" meinte: "Obama hat das Potenzial, ein großartiger Präsident zu werden". Wegen des enttäuschenden Wahlkampfs McCains sei die Entscheidung leicht gefallen, meinte das Blatt. Obama genieße die "Bewunderung" der Redaktion und habe "beeindruckende Qualitäten". Auch die konservative Londoner Zeitung "The Times" hatte sich öffentlich zu Obama bekannt.